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Alles wird gut


Stadtteil: Köpenick
Bereich: Oberschöneweide
Stadtplanaufruf: Berlin, Nalepastraße
Datum: 12. September 2007

Das Funkhaus Nalepastraße, ehemaliges Rundfunkhaus der DDR, war schon immer abgeschottet gegen den Rest der Welt. Es liegt zwischen einer Kleingartenkolonie und einem Kraftwerk und wird begrenzt von der Spree auf der einen und der nicht durchgängig befahrbaren Nalepastraße auf der anderen Seite. Bei dem Bau ab 1951 wurde ein Großbrand kurz vor Fertigstellung auf Sabotage zurückgeführt, selbst der Gebäudeblock mit den Aufnahmestudios konnte seitdem nur mit einem besonderen Betriebsausweis betreten werden. Nach der Wende änderte sich nichts an der Abschottung, weil ein Millionendeal zu Lasten der neuen Bundesländer zu Polizeirazzien führte. Neugierige oder Flaneure waren nicht erwünscht, und das erfuhr man sehr deutlich an der Pförtnerloge. Um so erfreulicher, dass die neuen Eigentümer sich die Wiederherstellung der Gebäude und die Nutzung zu Medienzwecken auf die Fahne geschrieben haben und beim Tag des offenen Denkmals den freien Zugang zum Gelände und den Bauten ermöglichen.

Die angebotenen Führungen werden von der "Seniorengruppe ehemaligen DDR-Rundfunkmitarbeiter" durchgeführt, die mehr über das Gelände wissen als die heutigen Eigentümer. Berlin war ja bis zur Wende eine Zwillingsstadt, viele Bauten gab es zugleich im Ost- und im Westteil. Und so wundert es nicht, dass bald auch zwei Rundfunkgebäude miteinander konkurrierten, das in der Masurenallee und das in der Nalepastraße. Das Haus des Rundfunks in der Masurenallee war aufgrund alliierter Vereinbarungen exterritoriales Gelände der Sowjetunion, von hier aus sendete auch nach dem Beginn der politischen Teilung (Magistrat in Ostberlin, Senat in Westberlin) weiterhin der Rundfunk der DDR. Doch die Westalliierten machten den Ostlern das Leben schwer, sprengten die Sendemaste in Reinickendorf und umgaben das Funkhaus mit einer Stacheldrahtsperre.

Die DDR hatte das vorhergesehen und den Architekten Franz Ehrlich frühzeitig mit dem Ausbau einer ehemaligen Furnierfabrik beauftragt. Er hat ein bisschen Heimatgefühl an das Gebäude gezaubert und die Backsteinfassade mit senkrechten Sandsteinstreben dem Haus in der Masurenallee nachempfunden. Eine besondere akustische Herausforderung für den Sendebetrieb war die Einflugschneise für den Flughafen Tempelhof, die direkt über dem Rundfunkhaus in der Nalepastraße verläuft und die damals als einziger ziviler Luftzugang Berlins heftig frequentiert war. Deshalb baute man die Aufnahme- und Sendesäle als Haus im Haus, jeder Saal hat ein eigenes Fundament und eigene Wände, die Akustik der Säle wird sehr gerühmt.

Nach der Wende wurde die digitale Technik mit viel Aufwand nachgerüstet. Trotzdem stellte man bald den Sendebetrieb ein und auch die Aufnahmestudios wurden nicht mehr ständig genutzt. Der Verkauf des ganzen Geländes an einen dubiosen Investor führte zu weiterem Leerstand und Verfall. Danach war noch ein Berliner Schönheitschirurg als Investor im Rennen, der aber kurz nach der Ersteigerung untertauchte. Der heutige Eigentümer versucht, an alten Glanz anzuknüpfen. Ja mehr noch, er will die alte Abschottung beseitigen und das Gelände zu einem "lebendigen Zentrum für Musik, Kultur und Medien entwickeln". Die Aufgabe ist groß, denn vieles im Gebäude atmet noch den alten DDR-Charme und keine Uhr zeigt die heutige Zeit an. "Alles wird gut" steht auf einem verwitterten Schild in der alten Pförtnerloge. Wir drücken die Daumen.

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