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Arbeit / Ein Kampf / Friede / Ein Sieg


Stadtbezirk: Tempelhof-Schöneberg
Bereich: Kolonnenstraße
Stadtplanaufruf: Berlin, Naumannstraße
Datum: 25. Mai 2009

Arbeit / Ein Kampf / Friede / Ein Sieg

Der Friedhof der Alten-12-Apostel-Gemeinde in Schöneberg an der Naumannstraße ist von einer gelben Klinkermauer umgeben, die der Schönebeger Stadtbaurat Paul Egeling geschaffen hat, bevor er nach verdienstvollem Tun (z.B. Bau des Auguste-Vicoria-Krankenhauses) 1937 selbst dahinter zu liegen kam. Bei jeder Friedhofsmauer muss ich an die Aussage von Mark Twain über die Nutzlosigkeit von Friedhosmauern denken, wovor sollen sie schützen, die drinnen sind können nicht mehr heraus und die draußen sind wollen nicht herein.

Der Friedhof ist von seinen Erbbegräbnissen und Skulpturen her bedeutend, bronzierte Figuren und vielfältige Schmiedekunst bei mehreren Gitteranlagen sind bemerkenswert bis außergewöhnlich. Eine dreiseitige Gitteranlage, die auch eine Gartenbank umschließt, stammt von dem "Königlichen Hofkunstschlosser" Karl Paul Marcus und zitiert mittelalterliche, spätgotische und barocke Symbole.Trauernde Frauengestalten finden sich an mehreren Grabanlagen, Um den Maler Warthmüller trauert ein naturalistischer weiblicher Genius mit Lorbeerzweig und Malereiutensilien in der Hand. Andererseits gibt es die bedeutsame Schlichtheit, in der Nähe des Eingangs findet sich das Erbbegräbnis derer von Bülow, zu deren Geschlecht nicht nur Raubritter zählten, sondern auch unser feinsinniger Loriot. Man kann die Grabstätte übersehen, so unscheinbar sind die kleinen Platten im Boden eingelassen vor einem Familienwappen an der Wand. Dem Bildhauer Stephan Walter ist ein Grabmal gewidmet, das mächtige Steinblöcke über einer von ihm selbst gestalteten marmornen Trauergruppe zeigt. Auf der Glienicker Brücke stehen zwei von ihm geschaffenen Zentauren.

Mir fallen heute besonders die Inschriften der Grabsteine auf. Mit 6 Worten kann man ein ganzes Leben umreißen: "Arbeit / Ein Kampf / Friede / Ein Sieg". Hört es sich glücklich an? Hätte er es besser getroffen, wenn hier in gleicher Kürze stehen würde "Er lebte, nahm ein Weib und starb" (nach Christian Fürchtegott Gellert)?

Gereimt, aber nicht gelungen finde ich den Spruch:
"Was wir bergen / in den Särgen / ist der Erde Kleid
Was wir lieben / ist geblieben / bleibt in Ewigkeit."

Der 1947 angebrachten Grabspruch "Hier ruht in deutscher Erde / was sterblich war von ..." wirkt befremdlich, damals waren gerade zwei Jahre vergangen, seit Begriffe wie Deutsche Erde so furchtbar missbraucht wurden, dass man sie seitdem kaum noch naiv und unschuldig verwenden kann.

Zum Schluss die Schilderung eines hoffungsvollen, zu früh beendeten Wissenschaftlerlebens:
"Eifrig den Lauf der Gestirne, über die Marken der Erde berechnend
Forschend im Schooss der Natur über ihr ewges Gesetz
Strebtest du, muthiger Jüngling, der Wissenschaft Lorbeer zu pflücken
Aber dir reichte zu früh, Palmen des Friedens der Tod."

Nachdenklich verlassen wir die Begräbnisstätte und nehmen an der verkehrsberuhigten Crellestraße in der Abendsonne sitzend unsere Stärkung nach dem Spaziergang zu uns.

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LOT - Landet ooch in Tempelhof
Die drinnen sind, können nicht mehr heraus