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Die Vision eines Uferwegs an der Spree |
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Stadtteil: Mitte Bereich: Luisenstadt Stadtplanaufruf: Berlin, Märkisches Ufer Datum: 3. Juli 2025 Bericht Nr.:865
An der Spree entlang von Spandau bis Köpenick flanieren, das hätte etwas Magisches, Bewegendes, denn Wasser zieht uns an. Als Naturgewalt können wir das Wasser nicht bändigen, aber wir versuchen, mit ihm umzugehen, es zu kanalisieren und zu lenken. Städte haben sich am Wasser entwickelt, haben ein eigenes, unverkennbares Gesicht zum Ufer geprägt. Häfen und Betriebe haben Wasserläufe als Transportmittel genutzt, dadurch wurde das Wasser zum Hinterhof der Städte. Eine Transformation begann, als Industriestandorte für städtische Nutzungen frei wurden, als Städte begannen, sich zum Wasser zu öffnen. Dadurch konnten und können Uferbereiche zu lebendigen Wohn- und Freizeitquartieren werden.
Spree-Uferweg Es gibt einen Spreeradweg von Erkner bis Spandau. Und als "Grüner Hauptweg Nr. 20" führt ein Spreeweg im Berliner Urstromtal 63 Kilometer durch die Stadt, "meist in Ufernähe". Tatsächlich zwingen unzugängliche Uferabschnitte immer wieder zu Umwegen. Auch in der Innenstadt ist das Ufer nicht durchgehend begehbar. An der Spree in Mitte, zwischen Jannowitzbrücke und Schillingbrücke soll jetzt ein durchgehender öffentlicher Uferweg am Spreeufer entstehen.
Geschichtsinseln Parallel dazu hat sich der Bezirk 5 "Geschichtsinseln" ausgedacht, an ihnen soll man "die Geschichte am Spreeufer erkennen und erleben" können. Tatsächlich lässt sich an diesen Stationen die Entwicklung der Stadt von der Jahrhundertwende 1900 über die Industrialisierung bis zur Nachwendezeit dokumentieren. Noch ist alles Theorie, noch ist keiner dieser Orte darauf vorbereitet, zum Teil kommt man nicht einmal dort heran, wie beispielsweise an der Michaelbrücke vor dem Heizkraftwerk. Versuchen wir, den Uferweg und die Geschichtsinseln gemeinsam zu denken, wir sind heute auf dieser Route unterwegs.
Route mit Umwegen Auf dem Stadtplan (am Ende dieser Seite) müsste der Uferweg eine durchgehende Linie ergeben. Doch mehrmals müssen wir Abschnitte U-förmig umgehen und statt des Blicks auf das Wasser mühseliges Pflastertreten in Kauf nehmen. Der Uferweg in der Luisenstadt ist offensichtlich zur Zeit kaum mehr als eine Idee, die erst langsam realisiert werden wird, im berühmten Berliner Tempo. Aber auch die schon vorhandenen Abschnitte an der Spree sind an manchen Stellen nicht einladend.
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Historischer Hafen Am Märkischen Museum soll der Uferweg beginnen und bis kurz vor der Schillingbrücke führen. Wir verlassen die U-Bahn Richtung Märkisches Ufer. Hier liegt seit 1298 der Historische Berliner Hafen. Der Blick geht Richtung Klosterviertel, Alexanderplatz, Rotes Rathaus, Stadthaus, "ein Panorama der Berliner Geschichte". Weiter westlich auf der Fischerinsel lag die untergegangene Altstadt Berlins, zu DDR-Zeiten geopfert für ein "modernes" Hochhausviertel.
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Waisenbrücke Seit 1703 konnte man die Spree vom Köllnischen Park zur Littenstraße über eine klappbare Holzbrücke - die Waisenbrücke - überqueren. 1894 wurde sie durch eine breite Steinbrücke ersetzt, 1961 als Hindernis für die Schiffahrt abgebrochen. An dieser Stelle befand sich ursprünglich der Oberbaum, mit dem nachts die Durchfahrt für Schiffe gesperrt wurde. Später wurde der Oberbaum östlich zur Warschauer Straße verschoben, dort ist heute die Oberbaumbrücke. Eine neue Waisenbrücke ist geplant, um Berlins historische Quartiere wieder zu verbinden.
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Märkischer Platz Das Märkische Museum wird gerade umgebaut, genau wie das Marinehaus, das heftig abgestützt ist. In der Grünfläche am Märkischen Platz ist ein Kopf aus flachem verrostetem Metall zu sehen. Diese Skulptur "Bertold Brecht" wirkt wie hinter einem Zaun abgestellt, sie ist aber nur wegen der Bauarbeiten eingezäunt. Geschaffen hat die Plastik der israelische Bildhauer Igael Tumarkin, der als Peter Martin Gregor Heinrich Hellberg in Deutschland geboren war.
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Bis zur Jannowitzbrücke führt die Straße Märkisches Ufer als ausgebauter Uferweg. Jenseits der Brücke läuft man auf einem Pfad in der Breite von 1,60 Meter, gebildet aus vier klassischen Berliner Gehwegplatten, die quadratisch 40 x 40 cm im Zuschnitt sind. Nicht sehr bequem für das Flanieren am Spreeufer. Dieser schmale Weg führt zwischen der eingezäunten Wasserseite und der zur Straße ansteigenden Böschung eine langweilige Strecke entlang, die sich bis zum Ende des Blicks "metert".
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Rungestraße Parallel dazu wird der Uferweg im Hinterland bis zum Heizkraftwerk von der Rungestraße (ehemals "Wassergasse") flankiert, einer der ältesten Straßen in der Luisenstadt. Die Grundstücke der Rungestraße erstrecken sich bis zum Ufer. Die Industriebauten lassen anfangs den Uferweg frei, bis sich ihre Gärten dorthin erstrecken und die Passage unmöglich machen.
Hier wird "die Herstellung eines durchgängigen und funktionsfähigen Uferweges angestrebt", eine Machbarkeitsstudie hat das Bezirksamt in Auftrag gegeben. Problematisch ist ein Grundstück in der Rungestraße, das seine Restauration mit einem Garten bis an das Ufer ausgedehnt hat. An diesem Grundstücksstreifen kann der Uferweg scheitern. Es kann Jahre dauern, von Dulden über Abkaufen bis Enteignen ist hier alles denkbar, soviel zur "Machbarkeit".
Vor diesem Grundstück kann man durch die Josetti-Höfe - eine ehemalige Zigarettenfabrik mit Jugendstildekor -zur Rungestraße durchgehen und muss dann einen weiten Umweg um das Heizkraftwerk nach Süden machen, um über die Köpenicker Straße an der Michaelbrücke zur Spree zurückzugelangen. Eine unserer U-förmigen Umgehungen, zu sehen im Routenverlauf im Stadtplan am Ende dieser Seite.
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"Kraftwerk Berlin" In der Abfolge der geschichtlichen Orte an der Spree steht dieser Bereich für Industrialisierung. Das Viertel an der Köpenicker wird beherrscht vom "Kraftwerk Berlin", dem in den 1960er Jahren errichteten Heizkraftwerk, das heute als raumgewaltiger Veranstaltungsort ("Raum voller Energie") fungiert. Eine dreidimensionalen Klanglandschaft mit abstrakten Lichtwelten in dem riesigen nachtdunklen Raum hatte mich vor einiger Zeit stark beeindruckt.
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Quartier Lilienthal Gegenüber an der Köpenicker Straße stand einst die Maschinenfabrik des Flugpioniers Otto Lilienthal, in der er seine Flugapparate hergestellt hatte. Das Gelände der ehemaligen Fabrik wird jetzt auf 6 Grundstücken von der städtischen WBG bebaut: In serieller Reihe dreigeschossige Flachbauten entlang der Straße, zum Schluss ein 12-geschossiges Punkthochhaus. Die ziemlich trostlos wirkenden Fassaden der Flachbauten wurden inzwischen aufgehübscht, aber staunend schaut man auf die Dimensionen der Bauten. Die Flachbauten übereinander gestapelt würden das Hochhaus noch um 3 Etagen übertreffen.
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Wandzeitung am Heizkraftwerk "Gibt es 50 Gerechte in der Stadt", die Gott davon abbringen könnten, die Stadt Sodom wegen ihrer Sünden zu vernichten? Diese Frage Abrahams, ein Zitat aus dem Alten Testament, ist auf einer Wandzeitung am Heizkraftwerk in der Michaelkirchstraße zu sehen. Die Bauplastik aus 12.000 gebrannten Kacheln ist monumental, sie nimmt eine Fläche von 6 Meter Höhe auf einer Länge von 40 Metern ein.
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Bauvorhaben „Elements“ Bevor man den letzten Teil des Uferwegs östlich der Michaelbrücke erreicht, muss man zum dritten Mal eine U-förmige Umgehung wählen, das Bauvorhaben „Elements“ ist im Weg. Das Gebäude-Ensemble zitiert die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft .Wie ein Segel bläht sich das Eingangsgebäude an der Michaelkirchstraße auf. Im Innern des Karrees entstehen weitere Gebäude. Ein Schleichweg führt leider nicht engmaschig am Baugelände vorbei, man muss bis zur Köpenicker Straße ausweichen.
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Mauerrest Der letzte Teil des Uferwegs geht von der Michaelbrücke bis kurz vor die Schillingbrücke. Unterhalb der Brücke endete Ost-Berlin an der Grenze zu Kreuzberg. Der Rest einer Hinterlandmauer verhindert auch heute noch den weiteren Durchgang am Ufer, sie ist eine erhalten gebliebene Erinnerung an die Teilung der Stadt. Auf der anderen Spreeseite kommen das Holzmarktgelände - ein alternatives und kreatives Dorf - und das Radialsystem in den Blick.
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Eisfabrik Durch die Lage im Grenzgebiet verfielen die Bauten, vor allem die Gebäude der historische Eisfabrik, dem einstmals größten Natureisproduzenten in Deutschland. Obdachlose nutzten sie als Quartier, die Bauten waren auch sonst nicht gegen "unbefugtes Betreten" gesichert. Und abseits der historischen Mitte siedelte sich die Alternativszene in Grenznähe an. In der Stadtentwicklung steht dieser Bereich für die Mauerzeiten und den Neustart nach der Wende.
Nachnutzung Ab 2017 wurde der Bereich für eine neue Nutzung vorbereitet. Das Kessel- und Maschinenhaus der Alten Eisfabrik wurde saniert. Heute ist sie eine "Denkfabrik für Forschungen und Entwicklungen im medizintechnischen Bereich". Statt des Vorderhauses wurde ein Neubau errichtet. Mit dem Wilhelmine-Gemberg-Weg entstand eine neue Wegeverbindung von der Köpenicker zum Spreeufer. Die Genossenschaft "Spreefeld" errichtete drei baugleiche Holz-Beton Hybridgebäude als "Wohnraum für generationsübergreifende, sozial-gemischte, nachbarschaftliche Arbeits- und Wohnformen".
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Eine Zeltstadt verhindert den Blick auf die Spree Auch die alternativen Szene konnte Fuß fassen am letzten Abschnitt des Spreeufers in der Luisenstadt. "Teepeeland", ein basisdemokratisches Wohn- und Kulturprojekt, hat seine Tipis und Jurten - natürlich aus recycelten Materialien - direkt am Spreeufer errichtet. Damit ist der Szene zwar der Standort erhalten geblieben, ein Ziel des Uferwegs - die Spree im Blick zu haben - wurde aber verfehlt. So ist der Uferweg bis auf einen kleinen Sandstrand ( "Beach") auch hier nicht vollkommen.
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Unser Fazit: Die nachträgliche Umsetzung in einer über Jahrhunderte gewachsenen Stadt hat einfach ihre Grenzen. Und das Berliner Schneckentempo wird dafür sorgen, dass aus der Vision nicht so schnell Realität wird.
Der Rückweg führt zwangsläufig wieder über die Köpenicker Straße. Schräg gegenüber dem ehemaligen Postfuhramtgelände und dem Umbauprojekt "Telegraph" finden wir ein kleines Straßencafé, das uns eine ungewöhnliche Stärkung vor unserem Heimweg anbietet: Ein Pistanziencroissant. --------------------------------------------------------------
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-------------------------------------------------------------- ... und hier sind weitere Bilder ... --------------------------------------------------------------
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Plaste und Elaste aus Schkopau
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