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Bundeskanzlerin und Stadtbärin


Stadtteil: Mitte
Bereich: Köllnischer Park
Stadtplanaufruf: Berlin, Wallstraße
Datum: 12. Januar 2021 (Textfassung), 11. Juli 2007 (Bilder)

Die Residenzstadt Berlin war rund hundert Jahre lang von einer Festungsmauer mit Bastionen umgeben, vorgelagert war ein Wassergraben (Festungsgraben). Diese Historie hat ihre Spuren in der Stadt hinterlassen, ihnen sind wir immer wieder bei unseren Stadtrundgängen begegnet, zuletzt an der Friedrichstadt. Das heutige Ziel, der Köllnische Park, liegt gegenüber der Fischerinsel. Der Park ist erst entstanden, als die Festungsmauern eingerissen waren. 1709 wurde durch königlichen Erlass die Stadt Cölln zusammen mit mehreren Stadterweiterungen in die Schwesterstadt Berlin eingegliedert. Dadurch verschwand der Name Cölln aus dem Blickfeld, 1903 wurde auf ihn zurückgegriffen, als Rixdorf in Neukölln umbenannt wurde.

Der Wall der Festungsanlagen war 8 Meter hoch und 6 Meter breit, davor der Festungsgraben war etwa 30 Meter breit. Die Festungsanlage erfüllte nie ihren militärischen Zweck, weil bald wegen neuer Waffentechnik über die Mauern herüber in die Stadt geschossen werden konnte. Auf der Cöllnischen Seite wurden die Wälle und Bastionen deshalb bereits in den 1730er Jahren abgetragen, auf der Berliner Seite in den 1760ern. Nur der Festungsgraben blieb bis in die 1880er Jahre bestehen. Im Köllnischen Park wurde der letzte Teil der Bastion VI erst 1969 abgetragen, um eine Terrasse anzulegen, auf der übrig gebliebene Kunstwerke aufgestellt wurden.

Köllnischer Park
Der Köllnische Park leitet sich her von einem Garten, der im Festungsbereich entstanden war. Es war ursprünglich sumpfiges Schwemmland, das für den Bau der Bastion VII ("Bollwerk im Morast") trockengelegt werden musste. David Splitgerber erwarb 1748 den auf der Bastion bestehenden Garten und entwickelte ihn zu einem Barockgarten weiter. Friedrich der Große hatte ihm den Rest der Bastion dazu geschenkt. Wie kam es zu einer so großherzigen Geste? Splitgerber war Kaufmann und Bankier, er war eng mit der Wirtschaftspolitik Preußens verbunden. Sein Handelshaus lieferte Waffen und Munition, errichtete Waffen- und Gewehrfabriken und hatte eine eigene Hochseeflotte, war aber auch in anderen Geschäftsbereichen wie Zuckerfabriken tätig. Am Rande seines Barockgartens betrieb er die erste Berliner Zuckersiederei. Sein Wohnhaus, das Splitgerbersche Palais, stand am Pariser Platz, dort wo heute die Französische Botschaft zu finden ist.

Die Gebäude der Zuckersiederei dienten im Laufe der Zeit nacheinander als Hospital, als Arbeitshaus und als Irrenanstalt für Männer. Der Barockgarten wurde an eine Loge verkauft, dann legte die Stadt die Inselstraße durch den Garten und wurde schließlich neuer Eigentümer. Der Berliner Gartendirektor Gustav Meyer gestaltete auf der östlichen Restfläche den Köllnischen Park, nachdem der Festungsgraben zugeschüttet worden war. Ludwig Hoffmann, Berlins Stadtbaurat, erbaute das Märkische Museum mit Nachbildungen märkischer Bauten aus Gotik und Renaissance. Das erinnert an The Cloisters in New York, ein Museum, das aus Architekturfragmenten französischer Klöster zusammengesetzt wurde.

Lapidarium
Ist das Kunst oder kann das weg? Wohin mit kunstgeschichtlich wertvollen Figuren und Architekturteilen, die bei Umbauten und Abrissen übrig bleiben? In Berlin wird besonders gern abgerissen, aufgegraben, zugeschüttet, umgesetzt, da kommt einiges zutage. Wenn die dabei übrig gebliebenen Kunstwerke nicht als Spolien in neuen Bauten wiederverwendet werden, wandern sie meist in ein Lapidarium (Depot). Auch Denkmäler, die zum Schutz am Originalplatz durch Kopien ersetzt werden oder die aus politischen Gründen entfernt werden, gelangen meist ins Lapidarium. Sofern es sich nicht um den Leninkopf handelte, der verbuddelt wurde.

West-Berlin hatte von 1978 bis 2009 ein Lapidarium in einem ehemaligen Pumpwerk am Halleschen Ufer, wo beispielsweise die Statuen der Siegesallee ("Puppenallee") aufbewahrt wurden, die jetzt in der Zitadelle Spandau angesehen werden können. Die im West-Berliner Pumpwerk verwahrten Figurengruppen der Schloßbrücke wurden bereits 1981 an Ost-Berlin herausgegeben, genau wie das Schiller-Denkmal vom Gendarmenmarkt. Ost-Berlin hatte sein Lapidarium 1971 als Freilichtmuseum auf einer Terrasse neben dem Märkischen Museum eingerichtet. Zahlreiche originale und kopierte Kunstwerke stehen dort oder sind als Fragmente in eine die Terrasse umgebende Mauer eingefügt.

Und was da alles seinen Platz gefunden hat: ein Herkules, entworfen von Johann Gottfried Schadow, kriegerische Putten von den Spittelkolonnaden, eine Sandsteinvase mit Bocksköpfen vom Schloss Sanssouci, Putten vom Neuen Palais in Potsdam, Fassadendetails vom Roten Rathaus, Putten, Vasen und Teile von Säulen vom Eosander-Portal des Berliner Schlosses, Sandsteinrelief mit Fischweibchen vom Renaissancebau des Berliner Schlosses, Hauszeichen mit grafischen Symbolen (Vorgänger von Hausnummern).

Und wie sie gewandert sind: Den "Herkules im Kampf mit dem Nemëischen Löwen" hat Schadow entworfen für die Brücke über den Königsgraben, dann wurde er zur Herkulesbrücke über den Landwehrkanal versetzt, stand 37 Jahre im Depot und fand schließlich seinen Platz im Köllnischen Park. Herkules reißt jetzt dort dem angreifenden Löwen von Nemea das Maul auf, um später das Raubtier mit bloßen Händen zu erwürgen.


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Mindestens zehn Brunnen haben in Berlin ihren angestammten Platz verlassen müssen. Einer davon ist zum Köllnischen Park gewandert, ein Renaissance-Brunnen, der vorher vor der Villa Hirschgarten an der Müggelspree stand.

Mehrere Kunstwerke sind später hinzugekommen. Vor dem Märkischen Museum steht eine Kopie des "Rolands von Brandenburg". Als Sinnbild der städtischen Freiheit standen im Mittelalter Rolandstatuen vor vielen Rathäusern. -- Heinrich Zille, der als Maler das Berliner "Milljöh" mit seinem Stift portraitiert und karikiert hat, arbeitet als überlebensgroße Figur im Park. Ihm schaut ein junger Mann mit Melone über die Schulter. Die Skulptur von Heinrich Drake ist in mehreren Ausstellungen gezeigt worden und schließlich vom Treptower Park hierher umgesetzt worden. -- Auch die DDR-Mauer ist schon museal. Mehrere Elemente der Absperrung, die die Berliner Stadthälften bis vor 30 Jahren trennte, sind vor dem Märkischen Museum zu finden.

"Wusterhausischer Bär"
In Spandau haben wir gesehen, wie mit einem Batardeau der Wasserstand in einem Festungsgraben reguliert wurde, es handelt sich um ein Bauwerk aus der Zeit des Festungsbaus. Eine zwei Meter dicke Mauer aus Ziegelsteinen stemmt sich zwischen Havel und Festungsgraben, mit Wasserdurchlässen wird der Zufluss zum Graben reguliert. Damit kein Feind über das Batardeau in die Festung kommt, wehrt ein runder Turm auf der Mauer den Zugang ab.


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In der Residenzstadt Berlin ist am Festungsgraben ein Rundturm mit Namen "Wusterhausischer Bär" erhalten geblieben. An der heutigen Neuen Jakobstraße versah der Rundturm mindestens seit 1718 seinen wehrhaften Dienst, bevor er 1893 nach Zuschüttung des Festungsgrabens in den Köllnischen Park versetzt wurde, 350 Meter vom ursprünglichen Standort entfernt. "Wusterhausisch" war der Bär deshalb, weil er an der Ausfallstraße nach Königs-Wusterhausen stand.

Bärenzwinger
Dieser "Bär" im Namen des Rundturms leitete sich ab von dem lateinischen Wort "berum" = Wehr. So könnte der Name der Stadt vielleicht nicht auf sein Wappentier, den Bären zurückzuführen sein? Um diesem Zweifel gar nicht erst nachzugeben, kann man im Park den Bärenzwinger besuchen, in dem das Berliner Wappentier gehalten wurde. Die Vergangenheitsform ist angebracht, denn heute ist der Bärenzwinger leer. Die letzten beiden Bärinnen waren Maxi, gestorben 2013, und Schnute, gestorben 2015. Maxi wurde ursprünglich für einen männlichen Bären gehalten und Max getauft. Als man feststellte, dass es eine Bärin ist, bekam sie ein "i" an den Namen gehängt und hieß dann Maxi. "Wir haben eine Bundeskanzlerin, warum dann nicht auch eine Stadtbärin?" fragte der Verein Berliner Bärenfreunde und erklärte 2007 die ältere der Berliner Stadtbären, "Schnute", zum amtierenden Wappentier.

Ein Leserbrief an eine Zeitung war die Initialzündung für den Bau des Bärenzwingers 1939. Bärenfiguren gäbe es genug in der Stadt, "es sollte ein richtiger lebendiger, brummender Bär zu sehen sein, dem man Zucker geben kann und der die großen Pfoten durch die Stäbe steckt". Ein Straßenreinigungsdepot mit öffentlicher Bedürfnisanstalt musste weichen, stattdessen wurde für die Bären ein beheizbarer Backsteinbau mit Auslauf nach zwei Seiten errichtet. 1990 wurde sogar noch eine Fußbodenheizung ergänzt. Nach dem Leerstand wurde eine neue Aufgabe gesucht für den Zwinger Der 90 Quadratmeter große Bau soll "kultureller Lern- und Lehrort sowie zur Wissensplattform für Stadtkultur" werden oder -wie eine Zeitung schrieb - "wir sind alle Bären". Na dann brummt mal schön.

Im Umkreis des Parks finden sich interessante Bauten wie die Zentralverwaltung der Allgemeinen Ortskrankenkasse (Straße Am Köllnischen Park), die Luisenstädtische Bank am Schulze-Delitzsch-Platz, die Botschaft Australiens an der Wallstraße. Diesen Zielen können Sie mit unserem Spaziergang Parteihochschule wird zu Luxuswohnungen und den darin enthaltenen Links folgen.
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Der Köllnische Park im Stadtplan
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Bis der Parkbaum leuchtet
Die Hugenotten - ein Kreuzworträtsel