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Faszination der Vergänglichkeit


Datum: 10. Oktober 2021
JUBILÄUM: Bericht Nr: 750


Verfallene Gebäude und verlassene Orte

Für unsere Jubiläumstour sind wir im gesamten Stadtgebiet unterwegs, denn leider gibt es - unser heutiges Thema - überall verfallene Gebäude und verlassene Orte. Eine Tour d'Horizon bietet sich an, auf der Homepage findet man die Ziele in den einzelnen Berichten wieder. Lassen Sie uns starten!

Mit Trauer und Wut stehen wir vor verfallenden Gebäuden, die eine Geschichte ihrer glanzvollen Vergangenheit erzählen. Heute sind sie überflüssig oder sie sind von Spekulanten aufgekauft und jahrelang ungenutzt stehen gelassen worden, um allein mit den Bodenpreisen Profit zu machen. Manche Gebäude sind durch fehlendes öffentliches Interesse morbide geworden wie der Auswandererbahnhof in Spandau. Oder durch jahrelanges Hickhack der Beteiligten weiter verfallen, wie der Ringlockschuppen in Heinersdorf. Andere wurden erst spät "entdeckt" wie der DDR-Freizeitpark Plänterwald. Bei manchen Baudenkmälern aus der Industriezeit fehlte die Idee für eine Nachnutzung. Selbst Schulen wie die Diesterweg-Oberschule stehen leer stehen und verfallen, trotz Bildungsmisere und Schulraumnot.

Bei allen aufwallenden Gefühlen können wir uns der Faszination der Vergänglichkeit nicht entziehen, die Bilder spiegeln eine eigenartige Mischung von Morbidität und Schönheit. Die heikle Balance von Erhaltenem und Verfallenem hat ihre eigene Ästhetik, Ruinen sind nutzlos, aber von eigenartigem Reiz und innewohnender Schönheit. Hier sind unsere "lost places":

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Der Freizeitpark Plänterwald
Treptow, 24. September 2011: Geschichten aus dem Plänterwald

Der Freizeitpark Plänterwald in Treptow ist ein solcher verlorener Ort, dessen zerschundene Reste bei Führungen und Fototouren angesehen werden können, ein fast apokalyptisches Bild. Letztlich ist der Park ein Opfer der Wende geworden, Wildwestmanieren von Investoren, behördliche Inkompetenz und Vandalismus zerstörten den einzigen DDR-Vergnügungspark, der jetzt nur noch als Untergangsszenario herhält. Mit welchem Anspruch ist der "Kulturpark" im 20. Jahr der DDR innerhalb von sieben Monaten ins Leben gepusht worden, die staatliche Unterstützung schien grenzenlos, um dem Volk etwas zu bieten! Als nach der Wende die neue Betreibergesellschaft 2001 pleite ging, setzte sich deren Initiator in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit sechs Fahrgeschäften nach Peru ab. Zur Zeit arbeitet die Stadt an einer Reaktivierung des Parks.


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Abriss der Deutschlandhalle
Charlottenburg, 14. Februar 2012: Zweideutiger Willkommensgruß

Vor unseren Augen wird gerade die Deutschlandhalle von Baggern zerknabbert. Vor der halb zerstörten Sporthalle steht ein Schild mit der Aufschrift "Willkommen" - mein Bild ist kein Fake -, man begrüßt uns zum Abriss des denkmalgeschützten Baus, welch merkwürdige Kommunikation der Messe Berlin.

Wird auch das ICC abgerissen? Es steht ein paar hundert Meter weiter. Seine Betriebskosten sind sehr hoch, der Instandsetzungsbedarf gewaltig. Der futuristische Bau wird es schwer haben, zu bestehen. Doch ein Abriss ist nicht mehr zu befürchten, es wurde vor kurzem unter Denkmalschutz gestellt. Aber über seine Zukunft wird diskutiert: "wohin mit dem Raumschiff"?

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Klinik am Mariendorfer Weg
Stadtteil: Neukölln, 2. März 2015: Ein Mohr wird weggezaubert

Die Hebammenlehranstalt und Frauenklinik wurde "erbaut während des großen Krieges 1914-1917". Mit dem "großen Krieg" war es nicht so weit her, ein Jahr später war er zu Ende mit den schlimmsten Verwerfungen in Europa und dem schmählichen Ende des Kaiserreiches. Dem Gebäude scheint etwas von Untergang und Zerfall anzuhaften, seit zehn Jahren steht es leer, vor sieben Jahren wurde es verkauft, inzwischen ist es nahezu eine Ruine. Wie kann ein Investor unter den Augen der Öffentlichkeit das Herzstück eines Viertels so ungerührt verfallen lassen?


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Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee
Pankow-Weißensee 27. April 2015: Der Maler und die Industrie

Die Säuglingssterblichkeit lag Anfang des 20.Jahrhunderts bei über zwanzig Prozent. In Berlin wurden mehrere Kinderkrankenhäuser geschaffen, um zu forschen und die Säuglinge und Kinder zu versorgen. Südlich des Industriestandorts baute Weißensee 1911 an der Hansastraße ein Kinderkrankenhaus inmitten eines kleinen Parks. Nach der Wende 1996 stillgelegt, kaufte es neun Jahre später ein russischer Investor, der aber das versprochene neue Gesundheitszentrum nie in Angriff nahm. Nach neunzehn Jahren Leerstand ist das Haus inzwischen zu einer Ruine verkommen.

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Diesterweg-Gymnasium, Ernst-Reuter-Schule
Stadtteil: Wedding, 27. Juni 2017: Experimentierfeld der Stadtplanung

Im Wedding finden wir gleich zwei Schulen, eine halb verfallen, die andere komplett aufgegeben. An der Bernauer Straße hat die Ernst-Reuter-Schule einen Schulbau aus den 1980er Jahren als leere Hülle hinterlassen. Die Fensterelemente mit dickwulstigen, abgerundeten Umrandungen des früher für Mensa und Klassenräume genutzten Baus erlauben einen Blick in eine Vergangenheit, als man die Zukunft mit futuristischen Bauten beschwor. Hinter hohem Unkraut findet man die Turnhalle.


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Zwischen Puttbusser und Swinemünder Straße unterrichtete das Diesterweg-Gymnasium, heute ist es schöne Morbidität für die Linse des Fotografen, aber als Schule für diese Welt verloren. "STE-WEG-GYMNASIUM" blieb als Restbeschriftung hängen. Knallgelb hat das Gebäude früher geleuchtet, grüne Säulen und Treppenhäuser setzten dazu einen Kontrapunkt.

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Feuerwerksfabrik
Lichtenberg 19. Juli 2021: Feuerwerk für Dilettanten und Pyrotechniker

Begonnen hatte die Feuerwerksfabrik Deichmann als Kunstfeuerwerkerei, im Ersten und Zweiten Weltkrieg stellte sie Signalmunition und Leuchtmunition her, in den 1920er Jahren dann wieder Kunstfeuerwerk für Unterhaltungszwecke. Durch mehrere Fusionen kam sie in den Einflussbereich der Deutschen Zündholzfabriken AG. Nach der Wende übernahm die Berliner Polizei das Gelände und gab es später an den städtischen Liegenschaftsfonds ab. Seitdem rottet es vor sich hin, hat Vandalismusschäden und ist vom Bundesumweltamt als "Rüstungsaltlastverdachtsstandort" eingestuft.

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Rundlokschuppen
Pankow-Heinersdorf, 3. März 2014: Zwischen den Bahnhöfen

Der Rundlokschuppen (Ringlokschuppen) am ehemaligen Rangierbahnhof ist dem Verfall preisgegeben, obwohl er ein äußerst seltenes technisches Denkmal der Eisenbahnzeit ist. Andere Städte haben gezeigt, wie man ihm als Ausstellungs- oder Veranstaltungszentrum neuen Atem einhauchen könnte. Auf dem Bahngelände will ein gewichtiger Möbelhändler sein Projekt "Pankower Tor" realisieren, darüber wird seit Jahren gerungen. Es ist zu befürchten, dass vom Rundlockschuppen nicht mehr viel übrig ist, wenn er anfängt zu bauen.


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Es gibt noch einen zweiten Ringlockschuppen in Lichtenberg, den die Bahn dem Verfall preisgegeben hat. Man kann die Bahn nicht zur Erhaltung der historischen Substanz zu zwingen, das gibt der Denkmalschutz nicht her. Bekannt ist, dass sie "kein kulturelles Herz" hat, weil das Geld kosten würde.

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DDR-Regierungskrankenhaus
Berlin-Buch, 13. April 2017: Bitte einzeln eintreten

Im Arbeiter- und Bauernstaat gab es keine Klassengegensätze, weil keine Kapitalistenklasse existierte, "die Arbeiterklasse im Bündnis mit den werktätigen Bauern und anderen werktätigen Schichten übte die Macht aus". Die DDR war damit "ein leuchtendes Beispiel für eine gerechte Gesellschaft". Soweit die Theorie, doch an der Versorgung der Funktionäre kann man den Unterschied zwischen Theorie und Praxis erkennen. Im Regierungskrankenhaus wurden keine Arbeiter und Bauern behandelt, sondern nur die herrschende Funktionärsklasse. Die Helios-Kliniken haben den Krankenhaus-Standort Berlin-Buch nach der Wende gekauft. Zum Kaufobjekt gehörten auch das Regierungskrankenhaus, doch hier wurde nichts bewegt, das Krankenhaus fiel in Dauerschlaf.

Trotz der fortgesetzten Bewachung gelang es Neugierigen, hier einzudringen. Vandalismus blieb nicht aus, das Haus wurde verwüstet. Mit einem Veranstalter kann man verborgene Orte und "lost places" ansehen und fotografieren, ohne unerlaubt in die verschlossenen Gemäuer einzudringen, so entstanden Bilder und Bericht.

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Auswandererbahnhof
Spandau, 30. Mai 2011: Freiheit für die Auswanderer

Der Auswandererbahnhof an der Straße "Freiheit" in Stresow (Ortsteil von Spandau) wurde 1891 als Durchgangsstation eingerichtet, als der Strom der osteuropäischen Auswanderer zunehmend die Wartesäle der Bahn in Berlin überfüllte. In Stresow wurden die Menschen untersucht, ihr Gepäck wurde vorsorglich desinfiziert, um Seuchen vorzubeugen. In drei Baracken mit bis zu 80 Metern Länge konnten insgesamt 600 Personen untergebracht werden, bevor sie nach Hamburg oder Bremen zu den Schiffen befördert wurden.


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Die Straße Freiheit ist eine öde Gewerbestraße, die Gebäude des Auswandererbahnhofs waren bei unserem Besuch 2011 verfallen, seine Eintragung in der Denkmalliste fehlte. Inzwischen ist der Auswandererbahnhof abgerissen worden, Berlin hat eine Chance vertan. Hamburg war weitblickender, hat in den Auswandererhallen "Ballinstadt" auf dem Gelände der ehemaligen HAPAG-Reederei ein Museum eingerichtet, das den Zug der über fünf Millionen europäischer Auswanderer in die Neue Welt zeigt.

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Zentrales DDR-Untersuchungsgefängnis
Lichtenberg 10. September 2016: Meister der Angst in seinem Gefängnis inhaftiert

An der Freienwalder, Gensler- und Bahnhofstraße gehörte ein großes Areal dem Fabrikanten Richard Heike. Hier errichtete er ab 1910 eine Maschinenfabrik, ein Wohn- und Verwaltungsgebäude. Die sowjetische Besatzungsmacht richtete in dem Gebäude an der Freienwalder Straße ein Internierungslager ein ("Speziallager Nr. 3"). Hier wurden „feindliche Elemente“ wie Spione, Diversanten, Terroristen, NSDAP-Aktivisten, Geheimdienst- und Polizeiangehörige inhaftiert, verhört, gefoltert, viele überlebten das nicht.

Die Häftlinge mussten in dem Gebäude ein Kellergefängnis errichten, das zum zentralen Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Besatzungsmacht wurde. Die Häftlinge nannten die Zellen ohne Tageslicht das "U-Boot". 1951 übernahm die DDR das "U-Boot" und nutzte es weiter als zentrales Untersuchungsgefängnis. Hier wurden auch nach Ost-Berlin entführte Regimekritiker verhört. Am Denkmaltag 2016 zeigten die Architekten die geplante Nachnutzung dieser Villa.

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Sender Britz des RIAS
Neukölln 6. Juli 2020: Radioempfang im Spülbecken

Die amerikanische Besatzungsmacht sendete mit ihrem Sender RIAS aus dem Rundfunkhaus Schöneberg (heute Deutschlandfunk). Auf ehemaligem Baumschulen-Gelände am Britzer Damm stellten die Amerikaner 1946 provisorische Sendeanlagen auf und ersetzten sie durch ortsfeste Anlagen und immer wieder durch neue Technik, bis 2013 der Sender Britz abgeschaltet wurde,

Und dann kommt der typische Nachwende-Horror mit Investoren, die nicht investieren, sondern spekulieren wollen. Das Gelände am Britzer war kein Baugebiet, sondern Landwirtschaft, für eine Bebauung fehlt ein Bebauungsplan. Trotz Naturschutz rodete der Investor ein Wäldchen und ließ Gebäude abreißen. Inzwischen ist darüber buchstäblich Gras gewachsen, das aus Überwachungskameras auf dem eingezäunten Gelände beobachtet wird.

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Hotel und Ausflugslokal "Riviera" mit Ballhaus
Grünau, 20. August 2018: Berlin an der Dahme

Einer der schlimmsten Frevel an der historischen Substanz in der Stadt ereignete sich an der Regattastrecke in Grünau. Das imposante Hotel und Ausflugslokal "Riviera" mit Ballhaus verkam nach der Wende, dem Investor hatte man keine denkmalpflegerischen Auflagen gemacht. Kulturgut wird bei bewaffneten Konflikten durch die Genfer Konvention geschützt, in Friedenszeiten gibt es für Feindseligkeiten gegen Denkmale keinen vergleichbaren Schutz. Renditegierigen Investoren, die Denkmale verfallen lassen, um aus dem unbebauten Grundstück finanziellen Profit zu schlagen, scheint man nicht beikommen zu können.


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Bei unserem Besuch 2009 war das Anwesen schon arg heruntergekommen, aber das Ballhaus noch einsehbar. Danach hatte ein Großbrand das Gesellschaftshaus zerstört, und wie zum Hohn prangte ein Schild "Vorsicht, Ruine" an dem verbarrikadierten Eingang. "Denkmal" hatte jemand daneben gesprüht. Doch erstaunlicherweise hat der Investor, der dort jetzt Seniorenwohnungen baut, das Ballhaus rekonstruieren und restaurieren lassen, wenigstens ein Teil dieses Edelsteins der Ausflugszeit kehrt damit zurück.

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Geheimdienstvilla
Zehlendorf, 19. August 2019: Das Innenleben der Litfaßsäulen

Der Bundesnachrichtendienst nutzte in der Sven-Hedin-Straße 11 eine Dienstvilla. Vorher in der NS-Zeit wohnte dort Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht. Nach Kriegsende requirierte die amerikanische Besatzungsmacht das Gebäude. Sie nutzte es als konspirative Wohnung für Agenten. Warum und wann die Schlapphüte (Bundesnachrichtendienst) die Villa aufgegeben haben, ist nicht bekannt. Heute ist es eine verfallende "Geistervilla" im Bundeseigentum.

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Flugzeugwerke
Johannisthal, 2. Juni 2014: Fliegen ist notwendig. Leben nicht

Zwischen Segelfliegerdamm und dem ehemaligen Flugplatz Johannisthal liegt ein ausgedehntes, heute verfallenes Fabrikgelände. Dort wurden ab 1908 Flugzeuge gebaut. Als mit dem Versailler Vertrag nach Ende des Ersten Weltkriegs der Flugzeugbau verboten war, produzierte man Autokarosserien.

In die beiden benachbarten Werkshallen des größten deutschen Flugzeugwerks zog das "größte Filmatelier der Welt" ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die DEFA den Atelierbetrieb fort, dessen Synchronstudio überlebte sogar die Wende und wurde erst mit dem Zusammenbruch der Kirch-Gruppe geschlossen.

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Villa an der Schönholzer Heide
Pankow, 27. Juni 2011: Messerstecher in der Heide

An der Straße vor Schönholz Ecke Provinzstraße lässt die Republik Sambia ihr geplantes Botschaftsgebäude verfallen. Der 1911 von einer Terraingesellschaft errichtete Bau wurde später wegen seiner Lage am Vergnügungspark von Restaurants wie "Tivoli" oder "Borussia-Park" genutzt. Zur DDR-Zeit war er ein Altersheim, bis er durch den Mauerbau in den Grenzstreifen rutschte. Von da an war eine Dienststelle der Volkspolizei in der Villa untergebracht, das war nur konsequent. Nach der Wende bezog das Gewerbeamt mit einem bis zu 100 Jahren zurückreichenden Aktenschatz die Villa. Eine Brandstiftung, die vielleicht den Akten gegolten hat, machte das Haus unbrauchbar.

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Radarstation Teufelsberg
Wilmersdorf, 31. Juli 2011: Die Berliner bauen ihre Berge selber

Auf dem Teufelsberg betrieb die amerikanische Besatzungsmacht eine Abhöranlage, deren Bild durch runde Radarkuppeln bestimmt ist, die Radar Domes ("Radom"). Im Kontrast zu seinem futuristischen Aussehen ist so ein Radom eine ganz banale Hülle, in der sich die eigentlichen Spionagewerkzeuge befinden. Vom Äußeren kann man nicht auf die Einrichtung im Innern schließen, das ist ein optischer Schutz.

Nach der Wiedervereinigung wurden die Abhöranlagen abgebaut. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, die nach der Wende überflüssige Radarstation für andere Nutzungen umzubauen (Wohnungen, Hotel, Universität), war die Anlage zwischenzeitlich ungeschützt dem Vandalismus preisgegeben. Was heute geschützt und bewacht wird, sind nur noch die Kuppelreste mit den vom Wind zerfetzten Verkleidungen.

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Bärenquell-Brauerei
Niederschöneweide, 29. Oktober 2012: Volkseigenes Bier

In Schöneweide an der Schnellerstraße produzierte die (Ost-)Berliner Bärenquell-Brauerei das kräftig-würzige Bärenpils. Die "Borussia Brauerei" hatte dort mit der Bierproduktion 1882 begonnen, sie wurde schon 16 Jahre später von Schultheiss geschluckt. Über 100 Jahre lang wurde dort Bier gebraut, wurden die Produktionsanlagen immer wieder modernisiert und die Bierherstellung industrialisiert. Immer mehr Gebäude entstanden um das zentrale Sud- und Maschinenhaus herum. 1994 endet die Produktion, seitdem wartet das historische Bauensemble auf eine Nachnutzung. Im Juli ist 2012 ein Brauereigebäude ausgebrannt, im Internet war zu sehen, wie man den Zugang zum Innern der Gebäude finden konnte.

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Draht- und Kabelwerke
Köpenick 19. Oktober 2015: Deutsch ist die Kamera

Im Industriegebiet in der Damm-Vorstadt begannen die "Vogel Draht- und Kabelwerke" 1916 mit der Bebauung ihres ausgedehnten Firmengeländes an der Friedrichshagener Straße. Umbenennungen in "Telegraphendrahtfabrik" und "Fabrik isolierter Drähte zu elektrischen Zwecken" folgten. Das Aktienkapital stieg auf über 200 Millionen Mark, die BEWAG beteiligte sich mit fast 50 Prozent an dem Unternehmen.


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Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Kabelwerke Teil einer sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG), ihre Erträge dienten als Wiedergutmachungs- und Reparationszahlungen. Später übernahm die DDR die Fabrik und führte sie als "VEB Kabelwerk Köpenick" weiter. Seit der Wende wird in dem alten Fabrikkomplex an der Friedrichshagener Straße nicht mehr produziert. Skater und BMX-Fahrer nutzten das brachliegende Fabrikgelände offiziell als Outdoor-Sportpark ("Mellowpark"), bis ein Investor sie 2008 kündigte. Von dem geplanten Wohnungsbau war bei unserem Besuch nichts zu sehen.

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Stammbahn
Düppel, 6. August 2012: Stammbahn nach Düppel

Mit Gleisen, die von Bäumen überwuchert sind, wartet in Düppel eine Bahnstrecke auf die Wiedererweckung. Es ist eine historische Trasse, die erste preußische Fernbahn fuhr hier 1838 als "Stammbahn" zwischen Potsdam und Berlin. Zunächst war die Strecke eingleisig, bald zweigleisig, nach 10 Jahren wurde sie bis Magdeburg verlängert.

Bahnhof Düppel war nach dem Krieg die Endstation, denn die Russen hatten die Gleise zwischen Griebnitzsee und Düppel als Reparationsleistungen abgebaut. Befahrbar war die weitere Strecke ohnehin nicht, denn deutsche Soldaten hatten 1945 die Brücke über den Teltowkanal gesprengt.

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Westkreuz: Urwald zwischen Bahngleisen
Charlottenburg 8. September 2018: Der Herzschlag des Eisenbahners

Und noch einmal Birken zwischen Bahngleisen: Unterhalb des Bahnhofs Westkreuz, zwischen Halenseekurve und Fernbahn, liegt von Eisenbahner-Kleingärten umgeben die "Linse" im Dämmerschlaf: In einer Talmulde ein Urwald von Bahnflächen, die schon seit Jahren nicht mehr für den Betrieb gebraucht werden. Als Besucher stolpert man über Müllberge. Ein Luftbild von 1928 zeigt, dass hier ein Rundlokschuppen gestanden hat, von ihm sind heute nur noch die Fundamente übrig. Außerdem stehen auf der Linse noch Ruinen alter Bahngebäude. Früher gab es hier auch einen Wasserturm. Die Bahn möchte die Kleingärten mitsamt Linse als Baufeld verkaufen, ihr fehlt eben wie schon gesagt ein "kulturelles Herz" (für die Kleingärten).

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Kino Colosseum
Prenzlauer Berg 21. Juni 2021: Die drei Leben eines Lichtspieltheaters

Ein Pferdebahn-Depot mit Wagenhalle und Ställen wurde 1924 in ein Lichtspielhaus umgebaut. Hinter einer klassizistischen Fassade an der Schönhauser Allee entstand ein heute historischer Kinosaal mit 1.100 Plätzen. In der DDR-Zeit wurde das Haus zum Premierenkino mit Breitwand-Filmen in "Totalvision". Nach der Wende kamen 2.800 Plätze beim Umbau zu einem Multiplex-Kino mit neun zusätzlichen Kinoräumen hinzu.


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Durch die Corona-Epidemie wurden viele Kinos notleidend, die Eigentümer des Colosseum meldeten Insolvenz an, aber der Betrieb hatte sich wohl schon vorher nicht getragen. So wurde das Kino geschlossen, für den vorgesehene Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" wird heute noch im Foyer geworben - für das Kino hat sich diese Aussage nicht erfüllt.
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