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Berlin am Wasser


Stadtteil: Moabit
Stadtplanaufruf: Berlin, Am Westhafen
Datum: 1. August 2006

Unser heutiger Treffpunkt, der U-Bahnhof Westhafen, trägt auf den Kacheln eine durchgehende Inschrift über den Umgang der Franzosen mit dem Namen Heinrich Heine. Dieser Text handelt davon, wie der Name Heinrich Heine in Paris missverstanden wurde: Aus Monsieur Heinrich Heine wurde über mehrere sprachliche Metamorphosen ein Monsieur 'un rien' - ein nichts. "Dass die Franzosen sich alle Dinge der Welt recht bequem machen", wie dort steht, wird sicherlich nicht der einzige Grund sein, schließlich haben alle Länder Schwierigkeiten mit Fremden und fremden Namen.

Berlin ist eine Hafenstadt, einen Teil davon wollen wir heute erkunden. Der Westhafen wurde auf einem Gelände gebaut, das früher dem Evangelischen Johannesstift gehörte. 1906 wurde der Bau begonnen, aber erst 1923 nach dem Ende des 1.Weltkrieges konnte der Hafen eingeweiht werden. Bis zum 2.Weltkrieg war der Westhafen der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands. Wer hätte gedacht, dass in einer der Lagerhallen Ford mit der Autoproduktion begann, bis man später nach Köln umzog ?

Erst 1954 wurde der Westhafenkanal realisiert, der den Hafen mit der Charlottenburger Schleuse verbindet und so der Schifffahrt mühsames Navigieren durch den krummen und kantigen Verlauf des Charlottenburger Verbindungskanals erspart. Der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, durch den der Verkehr weiter Richtung Tegeler See führt, durchquert in seinem Verlauf die Bezirke Mitte, Tiergarten, Wedding und Spandau.

Friedrich Krause, Berliner Stadtbaurat um 1900, hat den Westhafen geplant und realisiert. Er war bereits am Bau des Osthafens beteiligt und hat die Nord-Süd-Bahn sowie mehr als 40 Brücken in Berlin gebaut bzw. umgebaut. Beim Osthafen und Westhafen arbeitete Krause mit dem Baumeister Hecker zusammen, der dem Heckerdamm seinen Namen gegeben hat. Ein an den Hafen angrenzendes Ufer ist nach ihm benannt, seine Urne wurde in der Mauer der Hafenbetriebe Behala in der Westhafenstraße 1 beigesetzt. Zwar gibt es seit dem Preußischen Allgemeinen Landrecht eine Friedhofspflicht, Friedrich Krause war eingeäschert worden, das Gesetz kannte und regelte damals keine Feuerbestattung.

Früher lagen der Westhafen (Putlitzstraße) und der Osthafen (Stralauer Tor) beide an der U-Bahn. Der im 2. Weltkrieg zerstörte Bahnhof Osthafen wurde wegen der räumlichen Nähe zu den Bahnhöfen Warschauer Brücke und Oberbaumbrücke jedoch nicht wieder aufgebaut.

Im Westhafen wird gebaut, die denkmalgeschützten Gebäude werden durch Neubauten ergänzt. So wurde 1996 ein neues Bürogebäude fertiggestellt. Für nicht mehr genutzte Bauten hat man andere Verwendungen gefunden: Der historische Getreidespeicher lagert jetzt die Akten des Preußischen Geheimen Staatsarchivs und enthält einen Lesesaal für die Zeitschriftensammlung der Staatsbibliothek, man diskutiert, den nicht mehr benötigten Teil des nördlichen Hafenbeckens zuzuschütten.

Das Hafengebiet hat einen Bereich für die Umladung von Containern mit einer Ro-Ro-Anlage (Roll-on und Roll-off für LKWs). Auch die Turbinenfabrik in Moabit hat eine solche Verlademöglichkeit. Dort am Neuen Ufer wird der umgekehrte Weg gegangen: Die Turbinen werden auf LKWs geladen und damit zu den Schiffen transportiert.

Nach der Umrundung des Hafens stoßen wir auf das Heizkraftwerk Moabit, das um 1900 errichtet wurde. Hier wurde anfangs mit einer Dampfturbine, später mit Kohlenstaub gefeuert. Die noch erhaltenen Gebäude haben heute musealen Charakter, sie stehen in starkem Kontrast zu den schnörkellosen Neuanlagen der Strom- und Wärmeerzeugung, die nicht mehr Industriearchitektur, sondern nur noch gebaute Funktion ohne Gesicht sind.

Um nicht in der Hafenwirtschaft auf die schiefe Bahn zu kommen, suchen wir zum Essen das Scusi im nahegelegenen Moabit auf.

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(*) Auch die Urne von Robert Koch wurde nicht auf einem Friedhof beigesetzt, sondern in einem Mausoleum in seinem Robert-Koch-Institut.

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