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Honigmond am Nordbahnhof


Stadtteil: Mitte
Stadtplanaufruf: Berlin, Invalidenstraße
Datum: 15. August 2006

Das Restaurant und Hotel "Honigmond" an der Borsigstraße und der "Nordbahnhof" sind die Pole unserer heutigen Rundwanderung. Nördlich der Invalidenstraße führt die Bernauer Straße direkt auf den Nordbahnhof zu. Der Platz um den Bahnhof wurde gerade völlig neu angelegt und die Straßenbahn über die Bernauer Straße bis hierher verlängert.

Die Zinnowitzer Straße, die bisher kürzer war als der Bahnsteig des nach ihr benannten U-Bahnhofes, wurde mit kühnem Schwung und breiten Fahrbahnen über das Gelände des Nordbahnhofs an die Bernauer Straße herangeführt. Verbunden werden beide Straßen durch die neue Julie Wolfthorn-Str, die nach einer 1944 gestorbenen Malerin benannt ist. Wer hätte sich zu Mauerzeiten nicht eine solche Verbindung gewünscht, die von (politisch) Ost nach West den freien Durchgang zulässt, denn hier stand damals die innerstädtische unüberwindbare Grenzmauer.

Wir sind auf eine Anhöhe geklettert, durch einen offenen Zaun gelangten wir in den "Park am Nordbahnhof", wie wir später auf einer Tafel lesen konnten. Es ist ganz offensichtlich ein ehemaliges Bahngelände, ein altes Stellwerkgebäude, herausgerissene Bahnschwellen und Schienen erzählen von vergangenen Zeiten. Das Bahngelände wurde früher von der Schwartzkopffstraße zur Gartenstraße von einem Fußgängertunnel unterquert, dem "Stettiner Tunnel", der jetzt nicht mehr begehbar ist. Mein alter Stadtplan von Groß-Berlin verrät: der Nordbahnhof hieß früher Stettiner Bahnhof. Er wurde 1842 an der Invalidenstraße westlich der Gartenstraße als Ausgangspunkt der Eisenbahnstrecke nach Stettin eröffnet und 1874-1876 durch einen fünfgleisigen Kopfbahnhof ersetzt. Die 129 Meter lange und 37 Meter breite Bahnhofshalle hatte eine Scheitelhöhe von 25 Metern und wurde durch hohe Seitenfenster beleuchtet. Der palastartige Bahnhof diente den Berlinern vor allem als "Ferienbahnhof" zu den pommerschen Ostseebädern, aber auch nach Skandinavien. Das Bahnhofsgebäude wurde 1965 abgerissen, seitdem gibt es nur noch die S-Bahn im Tunnel..

Die Anhöhe, die wir erklettert haben, ist das 5 m über Straßenniveau verlaufende ehemalige Bahngelände, das an der Bernauer Straße begann und nach einem Kilometer über die "Schwindsuchtbrücke" verlief, am nördlichen Ende der Garten- und Ackerstraße. Bis heute wird die Gartenstraße von der Mauer des Bahngeländes begrenzt. Die Schwindsuchtbrücke ist heute wirklich schwindsüchtig, die ehemalige Fernbahnseite rostet und modert vor sich hin, aber der inoffizielle Name, den die Berliner ihr gegeben haben, hängt mit dem Berliner Industrieproleratiat zusammen. Unter der Brücke schliefen zu jener Zeit Wohnungslose, Obdachlose, die sich dort Bretterverschläge oder Zelte aufbauten und in dieser zugigen Unterführung ihre Gesundheit riskierten.

Neben dem Stettiner Fernbahnhof gab es den Stettiner Vorortbahnhof : Ab dem Jahre 1897 fuhr die Vorortbahn über Gesundbrunnen nach Pankow. Hierfür wurde der Stettiner Vorortbahnhof (auch Kleiner Stettiner genannt) eröffnet. 1924 verließ der erste elektrisch betriebene S-Bahnzug den Vorortbahnhof nach Bernau. 1936 wurde der Vorortbahnhof wieder geschlossen und die S-Bahn in den Nord-Süd-Tunnel geleitet, wo sich eine Tunnelstation unterhalb des Bahnhofs befand. Den alten Vorortbahnhof haben wir wieder entdeckt, er steht in einer Neubaulandschaft von Bahnverwaltungsgebäuden eingezäunt, beziehungslos und mit Vandalismusschäden an der Straße am Nordbahnhof.

Auf dem im Bau befindlichen Parkgelände taucht plötzlich beim Weitergehen aus der Ruhe und dem Nichts eine Sportanlage mit 47 Beachvolleyballcourts auf, die von jungen Leuten bis auf den letzten Platz bespielt wird. "Nur einen Aufschlag entfernt von gewohnter Stelle erstrahlt 'Beachmitte' in neuer Schönheit. Am Nordbahnhof erwarten die ballvernarrten Sonnenanbeter neben dem Feldermeer einige Annehmlichkeiten: Warme Duschen, eine ausladende Chill-Out-Zone und eine eindrucksvolle Beachbar, die mit zahlreichen kulinarischen Freuden und eiskalten Getränken zum Verweilen einlädt... "

Es ist fast unglaublich, dass es mitten in der Mitte Berlins Flächen gibt, die den Haselhoppelfeldern des Potsdamer Platzes zu Mauerzeiten entsprechen, bis heute nicht von dem alles vereinnahmenden Moloch Großstadt eingesogen und als bebaute Grundstücke wieder ausgespieen wurden.

In dieser Gegend muss es doch auch ein szenegeprägtes Lokal geben. Das finden wir dann an der Borsig- Ecke Tieckstraße mit dem "Honigmond", in dem wir mit ganz besonderer Zuwendung und Freundlichkeit bedient werden.

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Weitere Spaziergänge im Umkreis der Invalidenstraße werden am Ende dieses Berichts aufgelistet: Invaliden und Veteranen


An der Laterne aufgehängt
Im Dreieck springen