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Stadtmitte, unten


Stadtteil: Mitte
Bereich: U-Bahnhöfe der U2 und U1 in Mitte und Kreuzberg
Stadtplanaufruf: Berlin, Friedrichstraße
Datum: 27. September 2004

Auch Flaneure fahren U-Bahn, die eigentlich Untergrund- und Hochbahn heißen müsste. Seit mehr als 100 Jahren gibt es dieses Verkehrsmittel, das als Hochbahn auf Stahlbrücken (Viadukten) begonnen hat. Wegen der Anwohnerproteste ("Verschandelung des Stadtbildes durch die Stahlgerüste") ging man dazu über, die Bahn unterirdisch weiterzuführen. Und so kam es, dass die Hochbahn vom Landwehrkanal (erste Hochbahnstrecke bis zur Oberbaumbrücke) vor der Stadt Charlottenburg an der Bülowstraße in den Untergrund abtauchte und von dort bis Zoo unterirdisch fuhr. Nach der Erweiterung um die Bahnhöfe Knie (Ernst-Reuter-Platz) und Warschauer Straße wurden auf dieser 11 km langen Linie 1902 bereits jährlich 29 Millionen Fahrgäste befördert, das sind durchschnittlich 80.000 pro Tag. Heute ist das Liniennetz 145 km lang, hier fahren jährlich 458 Millionen Fahrgäste, das sind durchschnittlich täglich 1,2 Millionen U-Bahn-Nutzer.

Am Bahnhof Klosterstraße beginnt die heutige Rundfahrt unter und über der Berliner Mitte. Erinnert wird mit dem Namen an das Franziskanerkloster, in dessen Gebäuden später das später das "Gymnasium zum Grauen Kloster" untergebracht war. Räumlich gesehen ist dies die Keimzelle Berlins aus der Zeit der Schwesterstädte Cölln und Berlin.

Der Bahnhof ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Die historischen Eingangsportale stammen vom U-Bahnhof Stadtmitte (Leipziger Straße), sie wurden nach dem Mauerbau von der DDR dort abgebaut, um den "Geisterbahnhof" unkenntlich zu machen, auf dem die U-Bahnzüge von West-Berlin (Kreuzberg) nach West-Berlin (Wedding) ohne Halt durchfuhren.

Beim Bahnhof Klosterstraße ist der Gleiskörper besonders tief gelegt, um die benachbarte Spree zu untertunneln, dadurch ergibt sich ein Zwischengeschoss. Betritt man den Bahnhof durch den Südeingang, dann kommt man durch die "Prozessionsstraße von Babylon". Es handelt sich um farbige Keramikplatten mit Pflanzenmotiven, die Originale kann man im Pergamonmuseum anschauen. Der Bahnsteig selbst ist ungewöhnlich breit, die Stützpfeiler sind nicht in der Mitte, sondern auf der östlichen Seite angeordnet. Zwischen den beiden nördlichen Treppenaufgängen steht auf einem angedeuteten Gleis der erste Wagen eines historischen U-Bahnzuges. Dieses Gleis sollte ursprünglich durch den Bahnsteig führen, der Bahnhof Klosterstraße war als Verzweigungsbahnhof angelegt.

Nur der dazugehörige Tunnel, der eine Verbindung zur U5 nach Hönow herstellt, ermöglichte es der DDR nach der Trennung von der West-U-Bahn ihre Kleinprofilzüge zur Wartung in ihrer Betriebswerkstatt in Friedrichsfelde fahren zu lassen. Andererseits war diese Schnittstelle zwischen Ost und West Schauplatz einer spektakulären Flucht aus der DDR.

Über Jannowitzbrücke geht die Fahrt zum Kottbusser Tor. Diese Linie wirkt, als sei sie von der BVG aufgegeben worden, so verkommen sind die Bahnhofsgelände. Von der Untergrund- zur Hochbahn führt ein langer, unansehnlicher Weg.

Übernächster Umstieg: Stadtmitte, zwei weit auseinander liegende Bahnhöfe an der Friedrichstraße und Leipziger Straße, verbunden durch einen langen Schlauch von Tunnel, der bei den Berlinern nur "Bazillengang" hieß. Heute trifft dieser Name eher auf den Umstieg am Kottbusser Tor oder Halleschen Tor zu, der "Mäusetunnel" in Stadtmitte, wie er auch hieß, ist gepflegt, beleuchtet und von Musik erfüllt. Eigentlich sind es zwei Bahnhöfe, die - mehrfach umbenannt - zeitweise auch unterschiedliche Namen hatten, die auf die Lage an der Leipziger Straße und an der Mohrenstraße hinwiesen. Der Bahnsteig an der Nord-Süd-Strecke wurde nach dem Mauerbau als "Geisterbahnhof" geschlossen und unkenntlich gemacht, im Verbindungsgang wurde ein Dienstraum (wohl für die Volkspolizei) eingerichtet.

Ein Abstecher zum Bahnhof Mohrenstraße (früher Kaiserhof, zu DDR-Zeiten Thälmannplatz). Die Lage am Regierungsviertel des Dritten Reichs führte dazu, dass der Bahnhof im Krieg vollständig zerstört wurde. Nach dem Krieg fuhr die U-Bahn zunächst ohne Halt durch, 1949 begann die DDR mit dem Wiederaufbau des Bahnhofs "im sozialistischen Stil", die rote Marmorverkleidung soll an die Moskauer Metro erinnern. Dass dafür Marmor aus der niedergelegten Reichskanzlei nebenan verwendet wurde, hat man jahrelang vermutet. Doch die inzwischen zu Hilfe genommene Bauakte aus dem Archiv der BVG beweist, dass der Marmor aus einem Thüringer Steinbruch stammte (1).

Dann auf dem Rückweg noch ein Halt im Bahnhof Märkisches Museum, der einstmals als Bahnhof "Inselbrücke" eröffnet wurde. Mit fünf Metern ist der Bahnhof ungewöhnlich hoch. Die Untertunnelung der Spree hat zu unterschiedlichen baulichen Lösungen der benachbarten U-Bahnhöfe geführt. Während an der Klosterstraße und an der Jannowitzbrücke ein Zwischengeschoss eingezogen wurde, hat man hier ovale Korbbogengewölbe ohne Stützpfeiler errichtet, die der Pariser Metro nachempfunden wurden. Diese Station hat seit 1913 bis heute ihre ursprüngliche Substanz behalten.

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(1) Und das sieht man, wenn man vom Bahnhof Mohrenstraße an die Oberfläche geht:
(a) Zietenplatz, Voßstraße, Wilhelmstraße: Zietenplatz, Voßstraße
(b) Tschechische Botschaft: Botschaften der DDR-Bruderländer

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