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Ein Bahnhof ist virtuell auferstanden


Stadtteil: Kreuzberg
Stadtplanaufruf: Berlin, Askanischer Platz
Datum: 7. Juni 2023
Bericht Nr.:808

Der Anhalter Bahnhof war einer der verkehrsreichsten Bahnhöfe Europas, das „Tor zum Süden“ mit Zielen wie Rom, Marseille, Athen, Istanbul. Der Bahnhof erzählt Berliner Geschichte von der Kaiserzeit über die Zwanziger Jahre bis zum Dritten Reich und zur Nachkriegszeit, von Fernweh, Ankommen, Deportationen, Krieg, Flüchtlingsströmen, der Teilung der Stadt und dem Fall der Mauer. Doch hier soll nicht die Geschichte des Anhalter Bahnhofs neu erzählt werden, das ist in einer Vielzahl von Publikationen bereits geschehen. Wir schauen auf den schrittweisen Untergang des Bahnhofs in der Nachkriegszeit und seine virtuelle Auferstehung.

Mediale Rekonstruktion
In einer eindrucksvollen virtuellen Rekonstruktion kann man auf dem Computermonitor den Bahnhof betreten, sich in jede Richtung im Raum bewegen, durch die Bahnsteighalle gehen und den Bahnhof durch das Südportal in Richtung der Bahnanlagen wieder verlassen. Klickt man die kleinen weißen Markierungen im Bild an, dann werden weitere Informationen eingeblendet. In unseren Standbildern haben wir diese Wolken farblich ausgeblendet, um einen Gesamteindruck ohne störende Elemente zu erhalten.


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Man kann die interaktive Anwendung mit dem eigenen Smartphone vor Ort entdecken, doch sinnvoller ist der Blick auf einen großen Monitor, um alle interessanten Einzelheiten zu betrachten und nicht mit Spiegelungen und direkter Lichteinstrahlung auf dem Handy zu kämpfen. Das Gelände des Anhalter Bahnhofs sollte man trotzdem gesehen haben. um einen Eindruck von der Dimension des Bahngeländes zu bekommen.

Das Bahnhofsgebäude
Der Architekt Franz Schwechten hat 1880 den Bahnhof neu gebaut, weil der Vorgängerbau von 1841 den Verkehr nicht mehr bewältigen konnte. Sein Bau im Neorenaissancestil umfasste eine 34 Meter hohe und 170 Meter lange Bahnhofshalle mit einem freitragenden Glasdach. Das Werk Schwechtens war ein repräsentativer Bau, der im Geist der Zeit vom technischen Fortschritt kündete. Im Vestibül - der Vorhalle - mit einem Glasdach waren gasbetriebene Kronleuchter als weitere Lichtquelle in Betrieb, später wurde auf elektrische Beleuchtung umgestellt.


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Der "Anhalter" war einer der verkehrsreichsten Bahnhöfe Europas. In diesem Bahnhof wurden Staatsgäste empfangen. Durch das Fürstenportal gelangten abreisende "höchste und allerhöchste Herrschaften" in ihren Wartebereich. Sechs noble Hotels lagen im Umkreis, eins davon war das Excelsior, das durch einen 100 Meter langen unterirdischen Gang mit dem Bahnhof verbunden war. So konnten die Herrschaften das Verkehrstreiben auf dem Bahnhofsvorplatz mit 13 Straßenbahnen und zahlreichen Omnibussen umgehen.

Schrittweiser Untergang in der Nachkriegszeit
Bei Kriegsende war der Bahnhofsbau eine Ruine. Das Dach war eingestürzt, die Dachkonstruktion wurde 1948 gesprengt, aber die Bahnsteige und Gleise konnten notdürftig benutzt werden. Der Bahnhof lag im Amerikanischen Sektor der geteilten Stadt, für das Eisenbahnwesen Berlins war aber die Sowjetische Militäradministration zuständig, so hatten es die Besatzungsmächte vereinbart. Der Zugverkehr vom Anhalter Bahnhof wurde nur zu wenigen Zielen in der Sowjetischen Besatzungszone (ab 1949 DDR) wieder aufgenommen.


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Ab Mai 1952 wurde der Bahnverkehr komplett eingestellt, es fuhren keine Züge mehr vom und zum Anhalter Bahnhof. Parallel dazu war den West-Berlinern die Einreise in die DDR verwehrt worden, nur noch nach Ost-Berlin konnten sie fahren.

Der Bahnhof wurde nicht mehr genutzt und verfiel. Experten hielten das Gebäude für wiederaufbaufähig. 1959 setzte der Berliner Bausenator Schwedler gegen heftigen Widerstand den Abriss der erhaltenen Gebäudeteile durch. Wegen der angeblichen Einsturzgefahr der freistehenden Hallenwände begann man mit Sprengungen, an denen mehrere Abrissfirmen pleitegingen, denn der stabile Mauerwerksverband ließ sich nicht so einfach beseitigen. Bei den Sprengungen wurden Bauplastiken, insbesondere Marmorbildwerke, vernichtet. Zum Schluss blieb ein markanter Rest des Portikus am Askanischen Platz stehen. Bürgerproteste verhinderten, dass der Portikusrest abgetragen wurde, er blieb als Mahnmal am Platz stehen.

Die Metallplastiken "Tag und Nacht" über dem Portal blieben erhalten, wurden aber inzwischen wegen Rostschäden durch Bronzenachgüsse ersetzt. Die Originale stehen jetzt im Technikmuseum. Auch die Portalruine musste inzwischen durch Restaurierungsarbeiten vor dem Verfall gerettet werden. Zwischen Portikus und dem dahinterliegenden Fußballfeld entsteht demnächst das Exilmuseum, mit großem Schwung fasst es den Portalrest optisch ein.


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Aus den ehemaligen Gleisanlagen Berlin-Anhaltischen Eisenbahn südlich des Bahnhofs war inzwischen ein Biotop geworden, das in den Gleisdreieckpark und den Südgelände-Park verwandelt wurde. Die historischen Lokschuppen des Bahnbetriebswerks gehören heute zum Deutschen Technikmuseum, das geschickt die Geschichte seines Standorts in sein Museumskonzept einbezieht. Dort stehen auch heute noch alte Dampflokomotiven.

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Die Computeranimation „Anhalter Bahnhof Revisited“ wurde vom Technikmuseum, dem Exilmuseum und der TU Darmstadt realisiert. In unseren Standbildern haben wir die Links zu weiteren Informationen (weiße Wolken in den Flächen) farblich ausgeblendet, um einen Gesamteindruck ohne störende Elemente zu erhalten.

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... ACHTUNG, es folgen ZWEI Bildergalerien ...
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Historischer und heutiger Zustand

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... und hier sind weitere Bilder ...
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Anhalter Bahnhof Revistet

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Unsere Route:
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