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Stadtbezirk: Schöneberg
Bereich: Kleist-Park
Stadtplanaufruf: Berlin, Elßholzstraße
Datum: 26. September 2005

Der Botanische Garten konnte wegen der umliegenden Bebauung nicht vergrößert werden - da wurde er kurzerhand in eine benachbarte Gemeinde umgepflanzt. Das war ganz praktisch, denn jetzt hatte eine dritte Gemeinde einen Platz gefunden, wohin sie ein störendes königliches Bauwerk entsorgen konnte.

Aber jetzt ganz langsam: Es geht um den Kleist-Park in der Potsdamer Straße in Schöneberg. Seit 1679 wuchs hier der Botanische Garten. Dann um 1900 wurde er nach Steglitz-Lichterfelde verlegt, eine fremde Gemeinde, denn Groß-Berlin wurde erst 1920 zusammengeschlossen.

Die Königskolonnaden wurden um 1780 am Alexanderplatz errichtet, dort wo früher das Georgentor stand, ein Berliner Stadttor. Zusammen mit der Brücke über den Festungsgraben - der Königsbrücke - bildeten sie eine Einheit, ein Ensemble. Über die Königbrücke kam vom von Osten her in die Stadt. Die Königstraße führte dann weiter stadteinwärts zum Schloss.

Ein Wort zum Festungsgraben: Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ aus Furcht vor Feinden durch seinen Festungsbaumeister Gregor Memhardt einen gezackten Kranz von Bastionen, Wällen, Gräben und Toren um seine Haupt- und Residenzstadt Berlin legen. Einige Straßennamen, so die Oberwall- und die Niederwallstraße oder Am Festungsgraben hinter der Neuen Wache, erzählen von den Mühen um den Schutz der Residenz. Die Memhardtstraße erinnert an den Festungsbaumeister.

Historische Karten zeigen den Verlauf des Festungsgrabens. Von der Spree im Süden ging es vorbei an der Mohrenstraße, Jägerstraße und Oper hinüber zum Palais des Prinzen Heinrich (Humboldt- Universität) und dann zum Kupfergraben. Dort war die Spree wieder erreicht. Die Meinung der Berliner über dieses Relikt aus barocker Zeit hat Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm IV., treffend ausgedrückt, als er einen Brief an seine Schwester adressierte "An die Prinzessin Luise, wohnhaft am stinkerigen Graben". Dass solche Bastionen im Zeitalter neuer Waffen überflüssig waren, sahen die Hohenzollern alsbald ein, und so wurden schon im frühen 18. Jahrhundert die ersten, noch gar nicht sehr alten Anlagen wieder beseitigt.

Zurück zu den Königskolonnaden: Sie wurden von Carl von Gontard entworfen, eine Anliegerstraße am Alexanderplatz trägt noch heute seinen Namen. Die Kolonnaden beidseits der Straße waren aus gelbem Sandstein, sie enthielten eine Reihe von Läden und wurden als Fußgängerpassagen genutzt. 1875 wurde dann die Königsbrücke abgerissen. Damit blieben von dem Ensemble nur unzusammenhängende Bruchstücke übrig. Die dann errichtete Bahnhofhalle des Alexanderplatzes drängte die Kolonnaden weiter ins Abseits, so dass ihre Entsorgung nur eine Frage der Zeit war. 1910 mussten sie schließlich dem Kaufhaus Wertheim weichen.

In Schöneberg im Kleist-Park wurden sie dann so aufgestellt, dass sie auf den Parkeingang des dort geplanten Kammergerichts ausgerichtet waren (--> 1). Allerdings dehnt sich der Park zwischen beiden Bauwerken aus, so dass man nur von einer Sichtachse, nicht aber von einer baulichen Verbindung sprechen kann. Um 1913 wurde dann auch der Bau des Kammergerichts vollendet. Über 500 Räume wurden für das älteste deutsche Gericht (seit 1468) gebaut.

In diesem Gebäude tagte der berüchtigte Volksgerichtshof mit seinen Schauprozessen gegen die Widerständler vom 20.Juli 1944. Nach dem Krieg hatte der Alliierte Kontrollrat für Deutschland hier seinen Sitz, bis die UdSSR aus diesem Gremium ausschied. Danach wurde es für die einzige noch funktionierende Viermächteorganisation genutzt, die Alliierte Luftsicherheitszentrale, die den Flugverkehr durch den Luftkorridor nach Berlin kontrollierte. Im März 1970 begann in dem Gebäude die Viermächte-Konferenz Großbritanniens, Frankreichs, der USA und der UdSSR und am 3. September 1971 wurde im Plenarsitzungssaal das Viermächte-Abkommen unterzeichnet. Heute tagt hier der Berliner Verfassungsgerichtshof.

Im Park versucht ein Mann aus Kupfer, sein scheuendes Pferd zu beruhigen. Warum hat er dabei nichts an, das ist doch so unpraktisch? (Bild)

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(1) Panoramabild der Kolonnaden im Kleistpark: Maikäfer im Bunker
mehr über Kolonnaden: Kolonnaden

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