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Stadtbezirk: Mitte Bereich: Regierungsviertel Stadtplanaufruf: Berlin, Washingtonplatz Datum: 3. Oktober 2009
In Frankreich begann ihr Straßentheater mit riesigen Bilderrahmen, in denen sie Fotos nachstellten und nachspielten, In Island haben sie eine Geysir-Performance veranstaltet, 1993 entwickelten sie spontanes "Zufallstheater" mit nichts ahnenden Passanten, die Compagnie Royal de Luxe, die jetzt in der Berliner Mitte ein Märchen zur Wiedervereinigung mit zwei riesigen Marionetten inszenierte.
Es sind liebe Riesen, die da als Marionetten durch die Stadt bewegt werden, von "Manipulatoren", wie die rotgewandeten Bediener der Strippen - nein Taue - der französischen Theatertruppe in der Heimatsprache genannt werden. Die Reise nach Liliput in "Gullivers Reisen" stand Pate für die Idee, und deshalb tragen die Marionettenbeweger, die sich mit ganzer Körperkraft in die Seile hängen, den Beinamen Liliputaner. Die Riesen sind keine tumben Hünen, keine muskelbepackten Barbaren, sondern Menschen wie Du und ich, die Im Liegestuhl schnarchen und auch mal Pipi machen müssen.
Die Geschichte, die man dem Berliner Spektakel umgehängt hat, ist auch für ein Märchen sehr banal. Die Faszination entsteht durch die grazilen Bewegungen der Marionetten, von den Augenlidern bis zu den Füßen, und von ihren menschlichen Regungen. Der von Liliputanern durch die Straßen bewegte Riese trat erstmals 1993 in Le Havre auf. Nach der Rückkehr von einer Afrika-Reise gab es auch einen schwarzen Riesen und eine Giraffe. Beim "Besuch des indischen Sultans auf seinem Zeitreiseelefanten" tauchte dann die kleine Riesin auf. Auf einer Chile-Reise kam ein "verstecktes" Rhinozeros hinzu. Und jetzt finden sich der Große Riese und seiner Nichte, der Kleinen Riesin, nach langer Trennung am Brandenburger Tor wieder und verlassen die Stadt auf einem Boot auf der Spree, bereit zu neuen Abenteuern.
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