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Museumsgeheimnisse


Stadtteil: Mitte
Bereich: Museumsinsel
Stadtplanaufruf: Berlin, Bodestraße
Datum: 4. April 2011

Wenn unsere Bundeskanzlerin zu Hause aus dem Fenster schaut - was sie sicherlich nicht oft tun kann - blickt sie auf das Pergamonmuseum, ihre Straße Am Kupfergraben führt an der Museumsinsel entlang. Sie wird sicherlich noch keine Zeit gehabt haben, durch die fünf Museen auf der Insel zu schlendern und deren kleine Geheimnisse zu ergründen, so wie wir es tun können.

ARCHÄOLOGISCHE PROMENADE

Wozu braucht ein Museum eine Krypta, einen verborgenen Raum, wie man ihn sonst bei Kirchen - insbesondere Domen und Kathedralen - unter der Apsis findet? Im Bodemuseum gibt es auf der Ebene unterhalb des Erdgeschosses einen solchen Raum, der mit Sarkophagen zusätzlich einen sakralen Charakter bekommt. Im Neuen Museum auf der Seite zum Pergamon-Museum flankieren zwei Löwengestalten aus der ägyptischen Mythologie die Ausstellung 'Jenseits und Ewigkeit' in einem tiefer gelegenen Raum der untersten Etage. Diese und weitere Themen und Räume bereiten die "Archäologische Promenade" vor, mit der vier Museen (ohne die Alte Nationalgalerie) unterirdisch miteinander verbunden werden sollen. Die beteiligten Museen gestalten mit ihren Ausstellungsstücken in dieser "Promenade" einen Rundgang durch vier Jahrtausende Kulturgeschichte, der zur Vertiefung in das jeweilige Haus einladen soll. Was als ambitionierte Einleitung zu den Schätzen der Museumsinsel gedacht ist, könnte für den eiligen Touristen zum "Museum light" werden, die Promenade ersetzt den Museumsbesuch. Ohnehin ist die menschliche Aufnahmefähigkeit begrenzt, mehr als zwei Stunden Konzentration hintereinander wird man nicht erwarten können.

PERGAMON-Museum

Vielleicht hat Frau Merkel aber Zeit, im Oktober aus ihrem Wohnzimmerfenster das Pergamon-Großbildpanorama anzusehen, das der Architekt und Künstler Yadegar Asisi im Ehrenhof des Pergamonmuseums aufbaut. Es soll auf einer 360-Grad-Leinwand die römische Stadt Pergamon im Jahr 129 n.Chr. zeigen. Asisi hat zur Vorbereitung Pergamon vor Ort von einem 30 Meter hohen Gerüst aus betrachtet und zur Veranschaulichung mit 70 Komparsen bevölkert. In dem Panorama mischt sich Wissen mit Phantasie, die Wirkung wird aber wohl über ein archäologisches Disneyland hinausgehen.

Der Pergamonaltar ist ein künstliches Bauwerk, das aus historischen Teilen zusammengesetzt ist, auch die Staatlichen Museen sprechen nur von einer "Zusammenstellung der originalen Friesplatten und der Rekonstruktion eines Drittels des Altars, sowie der großen Treppe im Maßstab 1:1". Ein bisschen Dichtung, viel Wahrheit, nicht jeder weiß das. Vielleicht will man es auch gar nicht wissen, der Pergamonaltar ist ein Publikumsmagnet.

NEUES Museum

Im Zusammenhang mit dem Krematorium Wedding hatte ich mich mit dem Kolumbarium und der Gestaltung von Urnen beschäftigt (--> 1). Im Neuen Museum fand ich beide Themen ausgestellt.

Ebenfalls im Neuen Museum hat ein Beatle-Fan den Namen seiner Band in eine weiße Pfeilerfläche geritzt, erst eine Schattierung macht die Schrift sichtbar.

Die überraschenden Funde von "entarteter Kunst" im Boden der U-Bahn-Baustelle vor dem Roten Rathaus sind im Griechischen Hof ausgestellt.

Im Fragmentarium (kleines Eckkabinett 205) stellt das Museum Bruchstücke von Exponaten aus, die nicht mehr verwendet oder zugeordnet werden können. Und die Beschaffenheit der "Tontöpfe" wird gezeigt. Das sind runde Tonsäulen, die in den flachen Deckengewölben verwendet wurden, um Gewicht einzusparen.

Vom zentralen Treppenhaus, der Stülerschen Treppe, besteht eine Sichtachse durch ein Fenster des Bachussaals (201) zu dem Reiterstandbild vor der Alten Nationalgalerie. Leider ist die Tür verschlossen, die diesen Blick ermöglichen würde. Der virtuelle Rundgang auf der Homepage des Neuen Museums, Ebene 2, lässt aber sehr schön erkennen, dass die große Naturholztür zum Treppenhaus und das Fenster zur Alten Nationalgalerie genau gegenüber liegen.

ALTES Museum

Dürfen Engel lieben? Meist haben sie diesen körperlichen Zustand überwunden, aber im Alten Museum sind eine Engelin und ein Engel in inniger Umarmung zu sehen. Eine weibliche Skulptur im Kuppelsaal schwebt mit den Füßen über dem Erdboden, auch sie ist ein Engel.

BODE-Museum

In der 2.Etage, in einem kleinen Ausstellungsraum vor der Empore, zeigt das Bodemuseum drei außergewöhnliche Exponate: Skulpturen, die durch Kriegeinwirkung Verbrennungen erlitten haben, darunter eine Büste, die Leid auszudrücken scheint wie ein verletzter Mensch. Was ist hier geschehen? Bei Kriegsbeginn 1939 wurden die Museen für das Publikum geschlossen, später begann man mit der Auslagerung der Kunstwerke in die Keller der Museen, der Reichsbank am Werderschen Markt, schließlich in die Flaktürme Zoo und Friedrichshain und außerhalb der Stadt in stillgelegte Salzbergwerke.

Nach der Eroberung Deutschlands durch die Alliierten wurden diese Kunstschätze "Beutekunst" der britischen, amerikanischen oder russischen Besatzungsmächte oder in der Hand von unbekannten Plünderern. Teilweise wurden die Sammlungsstücke an die Bundesrepublik und die DDR zurückgegeben, teilweise tauchten sie auf Kunstmärkten auf, einiges ist verschollen, aber manches wurde auch durch Kriegeinwirkung vernichtet. Hierzu gehört der Brand im Bunker Friedrichshain, bei dem die drei Exponate schwer beschädigt und fast alle anderen hierher ausgelagerten Kunstwerke vernichtet wurden. Die sichtbaren Verletzungen sollen "mahnend an die Auswirkungen verantwortungslosen menschlichen Handelns auf das Weltkulturerbe erinnern".

KOLONNADENHOF

Zwischen Neuem Museum, Pergamonmuseum und Alter Nationalgalerie ist der Kolonnadenhof ein zentraler Freiraum der Museumsinsel. "Die befestigten Flächen wurden auf ein einheitliches Niveau gebracht und damit vollständig dem 'Flanieren und Lustwandeln' gewidmet", schreibt die Bundesbaubehörde auf ihrer Homepage. Und tatsächlich, man hat es geschafft, den Eindruck eines geschützten Innenhofes zu vermitteln, obwohl die Geräusche der Stadt hier genauso wie vor den umgebenden Kolonnaden hörbar sind. Der ursprüngliche Garten ist nach Plänen des Direktors des Berliner Tiergartens, Eduard Neide, angelegt worden, vielleicht kannte er das Geheimnis der perfekten Garteninszenierung in der Stadt.

Die Kolonnaden östlich hinter der Alten Nationalgalerie werden zur Zeit als Werkstätten für die Museen genutzt, dazu sind zwischen den Säulen Wände gezogen worden. Diese Einbauten sollen wieder entfernt werden, dann wird die Verbindung zu dem Außenbereich geschaffen, der hinter dem Pergamonmuseum entsteht und dort zum Aufenthalt einladen wird.

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(1) Krematorium Wedding: Asche im Taubenschlag


Bier und Schokolade
Mit Gebäuden repräsentieren