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Ein Ozeandampfer hält auf den Besucher zu


Stadtteil: Lichtenberg
Bereich: Karlshorst
Stadtplanaufruf: Berlin, Köpenicker Allee 39
Datum: 13. September 2025
Bericht Nr.:868

Geht man an der Köpenicker Allee auf das Krankenhaus St. Antonius zu, dann trifft man auf ein Gebäude wie ein schnittiger Ozeandampfer, der direkt auf den Besucher zuhält. Am Bug des Schiffes steht die Figur des Heiligen Antonius. Er ist der Schutzpatron des Hauses, auf seine Fürsprache wird dort vertraut. Seine Haltung mit gesenktem Kopf ist eine demutsvolle Geste, die sein Mitgefühl und die Nähe zu den Menschen ausdrückt, insbesondere zu den Bedürftigen und Verlorenen. Dieses Haus, das heute wieder zu seinen sozialen Ursprüngen zurückgekehrt ist, wurde als katholisches Krankenhaus gegründet und hat seitdem eine wechselvolle Geschichte in mehreren historischen Epochen erfahren.

Marienschwestern
Das St. Antonius-Krankenhaus wurde 1930 von den Marienschwestern in Karlshorst eingeweiht. Die Kongregation der "Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis" war 1863 in Breslau gegründet worden, ihr Tätigkeitsschwerpunkt war die Krankenhaus- und Altenseelsorge.

Das Krankenhaus in Karlshorst hatte eine besondere Ausrichtung als Freilicht- und Freiluftkrankenhaus mit Liegehallen auf den Dachterrassen und Bewegungs- und Terrainkuren auf dem Gelände. Die wahrscheinlich bis heute in Naturheilkrankenhäusern gängige Praxis, dass Patienten sich auf dem Zimmer im Patientenfunk belehrende Vorträge des Chefarztes anhören müssen, geht auf das Krankenhaus St. Antonius zurück.

Architektur
Die Architektur des Hauses lehnt sich an das Bauhaus an. Architektonische Details wie Sprossenfenster und Elemente wie Fenster- und Türgriffe, die erhalten blieben, entsprechen Bauhausformen. Das Haus wurde für rund 300 Patienten eingerichtet, es ist ein Gebäudekomplex mit mehrfach abgewinkeltem Grundriss. Die zwei- bis dreigeschossigen Bauten haben Flachdächer, unter denen die Dachterrassen mit Liegeplätzen eingerichtet wurden. Die Fenster sind zu waagerechten Bändern zusammengefasst.


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Die Gänge sind in den einzelnen Etagen unterschiedlich gefliest, um eine optische Orientierung für die Patienten zu ermöglichen. Jeweils zwei Farben werden dabei kombiniert, beispielsweise blau/braun oder grau/schwarz. Im Treppenhaus nimmt die Skulptur "Diagonale" - eine haushohe Säule aus einzelnen länglichen Körpern mit Kanneluren - einzelne Farben der Fußbodenfliesen wieder auf.


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Von den Sowjets in Karlshorst bis zur Wende
Direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahm die Sowjetische Militäradministration ihren Sitz in Karlshorst. Sie errichtete ein Sperrgebiet, das sich bis zur Köpenicker Allee erstreckte. Innerhalb kurzer Zeit mussten alle Bewohner das Gebiet verlassen, auch das Krankenhaus musste innerhalb von Stunden von den Patienten geräumt werden. Die Militäradministration übernahm das Krankenhaus und richtete dort ihre Wirtschaftsabteilung ein, zuständig für Demontagen. Später übernahm die sowjetische Staatssicherheitsdienst das Gebäude und nutze es auch als Gefängnis. Ab 1963 wurde das Gebäude der Sitz des Ministeriums für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR. Nach der Wende wurde es 1990 den Marienschwestern zurückübertragen.

Katholische Hochschule für Sozialwesen
Die Deutsche Bischofskonferenz beschloss, dort eine Katholische Hochschule für Sozialwesen einzurichten. Dadurch gibt es mit der Alice Salomon Hochschule in Hellersdorf und der Evangelischen Hochschule in Zehlendorf in drei Hochschulen für Sozialwesen in Berlin, jeweils an den Rändern der Stadt. Die Katholische Hochschule ist für alle Studenten offen, nur die Hälfte von ihnen ist konfessionell gebunden. Und im Andachtsraum, der sich zum Himmel öffnet, steht nicht nur ein bescheidenes Metallkreuz, es gibt dort auch einen (zusammengefalteten) Gebetsteppich.


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Das Profil der Hochschule ist geprägt durch "forschendes Lernen, den Diskurs, die kritische Reflexion und die aktive Teilnahme der Studenten". Für Hochschulzwecke wurden die Räume neu sortiert. Aus dem Kreißsaal wurde eine Kreativwerkstatt, aus der Kapelle eine Aula, der Kesselraum wurde zu einer Cafeteria umgebaut.

In der Kapelle wurden teilweise architektonische Details verhängt und im Altarraum eine Bühne aufgebaut. Dass sie zur Zeit der Besichtigung als Abstellraum genutzt wurde, wird sich umgehend wieder ändern. Kompliment, dass sie wegen ihrer Bedeutung heute trotzdem gezeigt wird.


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Unser Fazit: Ein Baudenkmal, das wegen seiner Architektur, seiner Geschichte und seiner Nutzung sehenswert ist, der Weg nach Karlshorst hat sich gelohnt
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An den Denkmaltagen 2025 waren mit dem Krankenhaus drei Gebäude unser Ziel. Die Berichte über die beiden anderen folgen demnächst.
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Lageplan:
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Das urzeitliche Gähnen des Universums