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drive-in-airport auf Abruf


Stadtbezirk: Reinickendorf
Bereich: Flughafen Tegel
Stadtplanaufruf: Berlin, Kurt-Schumacher-Damm
Datum: 25. Januar 2010

Am Flughafen Tegel sind früher Luftschiffe wie der „Zeppelin“ aufgestiegen. Vom Geschichtsparcours an der General-Pape-Straße wissen wir, dass aus den dort stationierten Eisenbahnbataillons die preußischen Militär-Luftschiffer hervorgingen. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts zogen sie in die Jungfernheide um in ein ehemaliges Jagdgebiet der preußischen Könige und gründeten dort den Luftschiffhafen Reinickendorf, den heutigen Flughafen Tegel.

Um 1880 hatten europäische Militärs entdeckt, dass sich Luftfahrzeuge dazu eignen, feindlicher Stellungen und eigene Treffer im Zielgebiet zu beobachten. Zuerst waren es an einem Seil festgemachte Fesselballons, Freiballons und Drachenballons. Auch der Drachenflug wurde auf militärischen Einsatz getestet. Ab 1905 hat Preußen Luftschiffe wie den Zeppelin eingesetzt. Der Übergang von den defensiven Beobachtungsgeräten zu offensiven Kampfgeräten ließ nicht lange auf sich warten. 1912 beschäftigte sich Generalstabschef von Moltke mit der "Ausstattung der Luftschiffe mit Abwurfvorrichtungen für Geschosse". Im 1.Weltkrieg wurden dann bereits Kampfflugzeuge eingesetzt. Manfred von Richthofen (der "Rote Baron") und die jungen Kampfflieger des 1.Weltkrieges sind in der Gartenstadt Neu- Tempelhof durch die Straßennamen gegenwärtig.

1906 hatte man auf dem Gelände des heutigen Flughafens Tegel die erste Luftschiffhalle erbaut. Die Entmilitarisierung nach dem 1.Weltkrieg führte zum Abriss der Gebäude. Ab 1930 fanden hier Versuche mit Raketen statt, an denen auch Wernher von Braun teilnahm. Im 2.Weltkrieg nutzten Flak-Regimenter der Luftwaffe das Gelände. Ein nach dem Krieg geplantes Kleingarten-Wohngebiet wurde wegen der Blockade nicht verwirklicht, statt dessen baute die französische Besatzungsmacht einen Behelfsflughafen mit der damals längsten Startbahn Europas (2.428 m). Hierfür wurde ohne Ankündigung ein Sendeturm des unter sowjetischer Kontrolle stehenden Berliner Rundfunks gesprengt, ein kleiner Messerstich gegen die Berlin-Belagerer.

Die Besatzungsmächte, die Berlin nach dem 2.Weltkrieg in vier Sektoren aufteilten, hatten jetzt in jedem Sektor ihren eigenen Flughafen: die Amerikaner Tempelhof, die Russen Schönefeld, die Franzosen Tegel und die Briten Gatow. Bis auf Gatow wurden alle Flughäfen für den zivilen Passagierverkehr geöffnet. Schönefeld war der Regierungsflughafen der DDR und soll heute als einziger groß ausgebaut überleben, Tempelhof ist bereits geschlossen und das Ende von Tegel ist schon verkündet. Es ist also Zeit, unseren Flanierzielen zum Thema "... solange es das noch gibt ..." einen weiteren Spaziergang zu widmen, auch angesichts der extremen Kälte ist heute ein geheizter Ort angesagt.

Der "drive-in-airport" soll dem Passagier ermöglichen, den Sitzplatz im Flugzeug innerhalb von 50 Metern seit dem Verlasen des Taxis zu erreichen. An die sechseckige Anlage mit innen liegender Parketage sind die Flugsteige radial angedockt. Die Abfertigung erfolgt dezentral an den Flugsteigen, was heute für Sicherheitssysteme wie Körperscanner hohe Investitionen in die Technik erfordert. Die Ladenzeile in der Haupthalle wird von einem Glaspyramidendach belichtet, auf das man oberhalb der Abfertigungsebene von den Treppen aus herunterschaut, was wir aus verschiedenen Blickwinkeln nutzen, denn die Besucherterrasse ist bereits geschlossen.

Die Erweiterung um ein zweites Sechseck war in der ursprünglichen Planung bereits enthalten. Statt dessen hat die Flughafengesellschaft eine schlichte längliche Erweiterungshalle (D) bauen lassen, die mehr eine Lagerhalle ist und wie ein Fremdkörper in diesem Flughafen wirkt, aber es ist ja sowieso nur vorübergehend. Die Architekten Gerkan, Marg und Partner hatten 1965 mit ihrem ungewöhnlichen Sechseck den Wettbewerb um die Gestaltung des neuen Passagierflughafens noch als Studenten gewonnen. Dass sie mit Hilfe von Kommilitonen ein funktionierendes Architekturbüro vorgegaukelt hätten, ist vielleicht nur eine Anekdote. Dass es so etwas aber immer wieder vorkommt, legt der Wettbewerb zum Berliner Stadtschloss nahe.

Da Flaneure keine Reisenden sind, verlassen wir zum traditionellen abschließenden Essen den Flughafen und wählen einen Thailänder in der Reinhardtstraße in Mitte, der uns bereits bei früheren Besuchen mit seinen fein gewürzten Speisen Genuss bereitet hat.

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Mehr über den Flughafen Tegel: Flughafen Tegel

Über die Luftschiffer in der General-Pape-Straße habe ich hier geschrieben:
Bei der Ballonfahrt ohnmächtig geworden

Von den Kampffliegern und der Gartenstadt Neu-Tempelhof handelt dieser Bericht:
Sein größter Sieg war nicht die Liebe


Ich bin dann mal weg
Bismarckdenkmal ohne Bismarck