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Berlin ist "Collage-City"


Stadtteil: Mitte
Bereich: Lustgarten, Unter den Linden
Stadtplanaufruf: Berlin, Schloßplatz
Datum: 5. April 2009

Berlin ist eine Collage aus vielen Stilen - hätte es da nicht auch einen Palast der Republik in seinem Zentrum behalten können? Es gibt in Berlin Architektur vieler Epochen und es gibt die Abwesenheit von Architektur in Plattenbauten und Lidl-Hallen. Berlin hat den Alexanderplatz mit den Bauten von Peter Behrens (Alexanderhaus, Berolinahaus die auf das frühere Georgentor hinweisen) und mit dem Saturnneubau, der ohne Beziehung in den nach dem Krieg gigantisch vergrößerten Platz hineingesetzt wurde und mit dem Alexaneubau am Rande, der jede Architektursprache vermissen lässt. Berlin hat Monospace-Bauten wie die Neue Nationalgalerie, die aus nur einem großen Raum besteht und "umgeklappte Hochhäuser", auf die Fläche projizierte Raumstrukturen wie die sich weit in den Campus ausdehnenden Gebäude der FU-Rostlaube. Es gibt geplante Strukturen und Wildwuchs, es gibt die mit Hartnäckigkeit verteidigte Berliner Traufhöhe von 22 Metern und es gibt Hochhäuser. Hochhäuser in konventionellen Formen und in neuer Formensprache wie das Sony-Center von Helmut Jahn am Potsdamer Platz. In Berlin werden historische Bauten modern ergänzt wie das Reichstagsgebäude mit der Foster-Kuppel oder die Museumsinsel mit den Chipperfield-Bauten.

Auf eine solche Lösung eines Palast-Schlosses als etwas Zukünftiges spielte Gregor Gysi in einer Rede im Januar 2006 an, aber es blieb beim "Sprengplatz der Sieger" (Berliner Zeitung), der Palast der Republik wurde geschliffen. Dieses "in Europa einmalige Volkshaus" (Freundeskreises Palast der Republik), die "Kundgebungstribüne der SED" (Wolfgang Thierse) ist Geschichte. Darüber freut sich Gerald im forum.politik.de, denn der Palast musste weg, "um klar zu machen, dass die 'DDR' von den West-Deutschen und West-Berlinern als Schande der deutschen Geschichte angesehen wird". Kann man so Geschichte bewältigen?

Berlins Kultursenator Thomas Flierl hatte damals vom Scheitern der Bundespolitik gesprochen und gesagt "Es wird ein Abriss in eine ungewisse Zukunft", Dass die Zwischennutzung nicht für weitere kreative Projekte zugelassen wurde, man erst einmal im wirklichen Wortsinn Gras wachsen lassen will an diesem Ort, bleibt mir unverständlich. Nach dem Wettbewerb für den Neubau des Humboldt-Forums kann jedenfalls einer jubilieren: Franco Stella. "Mein Entwurf hat gewonnen! Berlin, meine Freundin!“ (Bild-Zeitung). Er kann zeigen, was er darunter versteht, "Geschichte weiterzubauen".

Und wie wirkt der leere Schloßplatz? Der Marstall hinter dem Schloss, in dem früher mit Hilfe eines Fahrstuhls 300 Pferde untergebracht werden konnten und das Staatsratgebäude, in dem Schröder übergangsweise als Bundeskanzler residierte, sind optisch näher herangerückt. Der Lustgarten und der Dom haben dagegen ihr Gegenüber verloren, die von Schinkel geschaffene Achse vom Schloss zum Alten Museum existiert nicht mehr. Zu Anfang hatte das Schloss zu dieser Seite seinen Küchengarten, die Straße zum Tiergarten Unter den Linden wurde erst später geschaffen und das Schloss "umgedreht" und in einen räumlichen Zusammenhang zur Straße gestellt.

Die Fläche, auf der der Palast stand, ist mit Sand planiert, "Schlossstrand Mitte" titelt der Tagesspiegel. Hier soll wirklich übergangsweise eine Grasfläche entstehen. Irgendwo weiter hinten gibt es die archäologischen Grabungen nach den Resten eines Dominikanerklosters, und die blaue temporäre Kunsthalle grenzt den Platz zum Schinkelplatz auf der anderen Seite optisch ab.

Die Berliner Mitte ist an diesem sonnigen Frühlingssonntag von Fußgängerscharen belagert, Straßenmusikanten spielen, Liebespaare spüren den Frühlingshauch, Brezelverkäuferinnen machen Umsatz, am Kupfergraben ist ein Trödelmarkt entstanden.

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Den Begriff "Collage-City" hat der Architekturkritiker Dieter Hoffmann-Axthelm geprägt


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Die alte Mitte
Der Berg ruft