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Ein Wasserlauf - mal ein Rinnsal - mal ein Bach


Stadtteil: Reinickendorf
Bereich: Tegeler Fließ, Eichwerder Moorwiesen
Stadtplanaufruf: Berlin, Büchenbronner Steig
Datum: 1. Mai 2024
Bericht Nr.:833

Zu einer Reise in die Stadtnatur am nördlichen Stadtrand von Berlin sind wir heute aufgebrochen. Viele Städter hatten an diesem sonnigen, arbeitsfreien Tag dasselbe Ziel, so wurde es stellenweise zum Flanieren im dichten Gedränge.

Die Moorwiesen am Tegeler Fließ in Lübars sind mit zwei Stegen überbrückt und zu einem Lehrpfad ausgestaltet. Bereits bei der Einweihung 2015 waren an einem Nachmittag mehr als 400 Radfahrer, Freizeitsportler, Spaziergänger und Skater auf den Stegen unterwegs. Dass man als Fußgänger keine exklusiven Rechte hat, nicht einmal gleichberechtigt auf den Stegen unterwegs ist, wurde uns durch einige Pulks von Radfahrern deutlich demonstriert.


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Zabel-Krüger-Damm
Vom Zabel-Krüger-Damm aus, der auf einem Höhenrücken verläuft, führt unser Weg zunächst durch eine 10 Meter tiefer liegende Senke.

Abbaugebiet von Tonvorkommen
Diese Senke wurde mit dem Ziegeleigraben, dem Vierrutengraben und Erlenbruchgraben entwässert. Das Abbaugebiet von Tonvorkommen für die Herstellung von Ziegeln erstreckt sich bis zum Strandbad Lübars, das am "Ziegeleisee" liegt. Dort war eine Ziegelei mit Ringofen eingerichtet worden, die bis 1924 die Backsteine vor allem für den Bedarf Berlins produzierte.


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Tegeler Fließ, Hermsdorfer See
Das Tegeler Fließ ist ein Wasserlauf, mal ein Rinnsal, mal ein Bach, der in einem Fließtal vom Barnim bis nach Tegel verläuft. Dem Ziegeleisee liegt der Hermsdorfer See gegenüber. Als Erweiterung des Tegeler Fließes ist er von der Natur und nicht von Menschenhand geschaffen worden, wenngleich durch Ausbaggern und Entschlammen auch hier Eingriffe vorgenommen wurden, um das Verlanden zu vermeiden.

Moorstege
Der weitere Rundgang verläuft auf Stegen über dem Moor mit Feuchtwiesen, Kleingewässern und überflutetem Erlenbruchwald. Die kleinen Seen sind zumeist verlandet. Im Unterholz brütet ein Höckerschwan. Mehrfach ist ein Zilpzalp zu hören - der Vogel hat seinen Namen vom Klang seines Gesangs. Auch Nachtigallen hören wir und andere Vögel. Die üppige Vegetation können wir mangels eigenen Wissens nicht benennen, Ausschilderungen des Lehrpfads können darüber hinweghelfen.


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Schildow
An der Nordkante des Naturschutzgebietes ist man in dem Brandenburger Ort Schildow unterwegs. Dort läuft man auf dem Postenweg der DDR-Grenzer. Die Grenze selbst verläuft direkt am Gewässer.

Düne Eichwerder
Es ist zwar eine naturnahe Landschaft, aber der Asphaltstreifen ist keine Freude für den Wanderer. Man passiert auf dem Weg die Düne Eichwerder, einen eiszeitlichen Sandhügel mit trockenen Magerrasen am Rande. Um eine Überwucherung mit fremden Pflanzen zu vermeiden, sorgen zurzeit sieben Esel dafür, den Grasbewuchs eindämmen.


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Dann zeigen Pferdehöfe an, dass man das Dorf Lübars erreicht hat. Durch eine Auendlandschaft und an einem kleinen See vorbei - dem Sprintwiesenteich - kann man in Alt-Lübars den Rundgang verlassen, um im Dorfkrug einzukehren.

Mauerweg
Der Bachlauf des Tegeler Fließes bildet in Lübars die Grenze zwischen Berlin und Brandenburg. Zu Mauerzeiten konnte die DDR die Grenze nicht unmittelbar am Gewässer sperren, sie verlegte die Mauer und den Postenweg der Volkspolizei an den nördlichen Rand der umgebenden Auen- und Moorlandschaft. Dort verläuft heute der Mauerweg.

Der Bachlauf wurde mit einer Wassersperre gesichert. Unter diesem harmlosen Begriff verbirgt sich eine mittelalterlich anmutende, perfide Dornenmatte, deren 10 cm lange Stacheln die schwersten Verletzungen hervorrufen konnte. Diese Matten wurden in die Gräben und Uferböschungen eingelassen. 38.000 dieser "Stalinrasen" wurden nicht nur im Tegeler Fließ, sondern rund um West-Berlin im Todesstreifen ausgelegt.


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Moor, Torf, Tonvorkommen
Die Natur rund um das Tegeler Fließ wurde durch Eiszeiten geprägt, die den Berliner Raum mehrfach heimgesucht haben. Unter dem Gletscher der letzten Eiszeit bildete sich eine Schmelzwasserrinne und formte so die Niederung des Tegeler Fließes. Pflanzenreste vermoderten im Wasser, das Moor entstand. Das kalkhaltige Wasser ("Kalkmoore") fördert einen großen Artenreichtum an Pflanzen und Moosen. Auf ebenen Flächen bildeten sich Verlandungsmoore, auf geneigten Flächen Durchströmungsmoore, die über die Jahrhunderte mithilfe von Gräben in das Tegeler Fließ entwässert wurden. Um das Moor zu regenerieren, wurden jetzt die Wasserstände stabilisiert, indem man die Entwässerung stoppte. Dazu wurden die Gräben mit Torf verschlossen.

Landschaftspflege
Moore speichern CO2 und sind deshalb für den Klimaschutz wichtig. Werden sie durch intensive Bewirtschaftung entwässert, trocknen sie aus. Überlässt man sie sich selbst, breiten sich Stauden, Sträucher und Bäume aus und verdrängen die artenreiche Moorvegetation. Landschaftspflege kann die Moore stabilisieren, deshalb wurden vor zehn Jahren fremde Pflanzen entfernt, Entwässerungsgräben verschlossen und die Stege angelegt, auf denen das Moor umrundet werden kann.

Seit dem 19. Jahrhundert wurde im Moor Torf gestochen, der getrocknet als Brennstoff verwendet wurde. Angrenzend an das Moor wurden Tonvorkommen entdeckt, deren Abbau Seen wie den Ziegeleisee und Entwässerungsgräben wie den Ziegeleigraben hinterließ. Aus verwitternden Gesteinsbrocken entstanden, war Ton als Rohstoff für die Herstellung von Backsteinen begehrt. Die mehr als 200 km lange "Deutsche Tonstraße" verbindet Berlin und die Orte im nördlichen Brandenburg, die durch Ziegeleien, Keramikwerkstätten und Tonverarbeitung geprägt wurden. Nicht weit davon entfernt wird in Bernau die "Märkische Eiszeitstraße" erreicht, eine mehr als 300 Kilometer lange Erlebnisroute im Nordosten Brandenburgs.
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Unsere Route:
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