Gute Taten im Türkischen Waisenhaus

Stadtteil: Zehlendorf, Potsdam-Babelsberg
Bereich: Klein-Glienicke und Babelsberg
Stadtplanaufruf: Berlin, Königstraße oder Potsdam, Waldmüllerstraße
Datum: 19. April 2010

"Lasset uns Gutes tun und nicht müde werden" steht auf dem Grabstein des Schulrats Wilhelm von Türk auf dem Friedhof Klein-Glienicke, daneben hängt eine weiße bedruckte Schleife der Wilhelm-von-Türk-Schule. Hier liegt der "preußische Pestalozzi", Jurist, Pädagoge, Gründer des “Potsdamer Civil- Waisenhauses” (auch mit Sprachwitz „Türkisches Waisenhaus“ genannt), Schulrat, Schwimmlehrer, Autor eines Rechenbuches, Gründer einer “Suppenverteilungsanstalt”, der selbst durch eine Krankheit halbseitig taub und blind war. Um seinen Zöglingen eine sinnvolle Beschäftigung zu geben, reaktivierte von Türk die Glienicker Maulbeerplantagen für die Seidenraupenzucht. Die heute nach ihm benannte Schule ist die einzige in Brandenburg mit den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten "Hören" und "Sprache".

Zwei Glienicker Schlösser
In dem Jagdschloss Glienicke, das er 1827 erworben hatte, richtete Türk ein Waisenhaus ein. Der Große Kurfürst hatte das Schloss erbauen lassen. Später wurde es vom Soldatenkönig als Lazarett für die "langen Kerls" oder als Jagdunterkunft genutzt, die Angaben sind widersprüchlich. Heute nutzt es ein sozialpädagogischer Verein. Der Öffentlichkeit blieb es bisher weitgehend verschlossen, ein Pförtnerhaus sichert die Einfahrt zum Grundstück, die jetzt allerdings offen steht. Das Gelände liegt südlich der Königstraße, nördlich davon befindet sich der bekannten Park und das Schloss Glienicke vor der Glienicker Brücke.

Klein-Glienicke
Das Dorf Klein-Glienicke, zu dem beide Schlösser gehören, war bis zur Wende eine "Einstülpung des Ostens im dicken Bauch von Westberlin" (Tagesspiegel). Beide Schlösser lagen auf Westgebiet, das Dorf selbst gehörte zu Potsdam, bei der Bildung von Groß-Berlin war diese eigentümliche Grenze festgelegt worden. Klein-Glienicke wurde so zur Enklave des Ostens, umgeben von West-Berlin und ringsherum von der Mauer umschlossen. Es gab nur eine Verbindung nach draußen: die Parkbrücke über den Teltowkanal nach Babelsberg. Dort stand ein Kontrollposten der Grenztruppen mit Schlagbaum und Wachturm. Trotzdem gelang 1973 zwei Familien die Flucht durch einen 19 Meter langen Tunnel in den Westen, die Grenzer hatten nicht damit gerechnet, dass der Wasserstand in einem trockenen Sommer so weit zurückgehen würde, dass ein Tunnelbau möglich wird.

In dem Ort Klein-Glienicke stehen noch einige der zehn Wohnhäuser im Schweizer Stil, die 1863 bis 1887 dort errichtet wurden. Es gibt noch einen Schriftzug "Konsum" an einem Haus und den ursprünglich im Florentiner Renaissance-Stil erbauten Bürgershof, der einmal Gaststätte und Tanzpalast war und heute wieder Ausflugslokal mit Selbstbedienung ist. Hier kann ich auf meinem mehrere Stunden dauernden Rundgang zur Glienicker Brücke, durch den Park Glienicke, zum Jagdschloss Glienicke und durch das Dorf Klein-Glienicke bei Königsberger Klopsen draußen im Freien in der Sonne am Wasser sitzend neue Kräfte schöpfen, bevor ich weiter zum Schloss Babelsberg und wieder zurück zur Königstraße laufe.

Schloss Babelsberg
Das Schloss Babelsberg hat Karl Friedrich Schinkel für die reizvolle Hügellandschaft an der Havel entworfen. Schinkel orientierte sich an englischen Vorbildern, imitierte den englischen Tudorstil. Den großflächigen Park gestalteten Peter Joseph Lenné und Fürst von Pückler-Muskau als englischen Landschaftsgarten. Zinnen, Türmchen und Erker weisen auf dem Weg zum Schloss auf das Dampfmaschinenhaus von Ludwig Persius hin, das die Wasserversorgung für eine Fontäne und die Bewässerung des Parks in einem Zweckbau im normannischen Stil bereitstellt.
--------------------------------------------------
Hier ist der erste Teil dieses Spaziergangs:
Park des Vergnügens mit Havelblick

Fort mit den Trümmern und was Neues hingebaut
Park des Vergnügens mit Havelblick