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Kein Dampf auf dem Kessel


Stadtteil: Treptow
Bereich: Niederschöneweide
Stadtplanaufruf: Berlin, Wagner-Regeny-Straße
Datum: 10. September 2023
Bericht Nr.:824

Das ist etwas für Bahnenthusiasten und für Kinder, die Lokführer werden wollen: In Schöneweide lädt der Verein der Dampflokfreunde dazu ein, das historische Bahnbetriebswerk zu besuchen, es zu entdecken und in Erinnerungen an die frühere Bahnzeiten zu schwelgen. Zum Betriebswerk gehört der einzige in Berlin noch intakte Rundlokschuppen. Die historischen Lokomotiven und Wagen werden auf der Drehscheibe präsentiert, man kann im Führerstand von Diesel- oder Dampflok mitfahren, sich am Fahrsimulator als Lokführer ausprobieren, sich im historischen Speisewagen verpflegen lassen.

Am diesjährigen Denkmaltag unter dem Leitgedanken "Voller Energie" durfte das Bahnbetriebswerk Schöneweide als technisches Denkmal nicht fehlen. Allerdings sollte man am Denkmaltag nicht die Glanzlichter erwarten, die wie eingangs beschrieben am jährlichen "Dampfzugfest" geboten werden. Am Denkmaltag wird nur beiläufig auf Besucher reagiert. Nicht einmal der Haupteingang ist geöffnet oder zumindest mit einem Hinweis versehen, man darf selbst nach dem seitlichen Hofeingang suchen und kann dann durch das Gelände streifen oder an einer Führung teilnehmen. Das große Freudenfeuer wird für den Denkmaltag jedenfalls nicht gezündet, nicht einmal eine Lokomotive auf das Drehkreuz gefahren.

So behelfen wir uns neben Fotos vom Schöneweider Gelände mit einigen Aufnahmen aus Wittenberge, wo wir 2018 Rundlokschuppen und Betriebswerk mit allen Attraktionen gesehen und erlebt haben.

Ringlokschuppen
Zum Bahnbetriebswerk Schöneweide am Bahnhof Johannesthal gehört ein Ringlokschuppen, der als einziger in Berlin bis 1994 durchgehend in Betrieb war und weiter als Technikdenkmal erhalten wird. Dagegen befinden sich die Ringlokschuppen in Pankow-Heinersdorf und in Lichtenberg in bedauernswertem Zustand des Verfalls.

Der Lokschuppen ist im Gelände nicht symmetrisch angeordnet. Das liegt daran, dass ursprünglich 12 Gleise vorgesehen wurden, die Halle aber in zwei Stufen auf 20 Gleise erweitert werden musste, als der Bahnverkehr auf der Görlitzer Bahn stark zunahm. Zu der Anlage gehören außer dem Ringlokschuppen mit Drehscheibe die Dienstgebäude und ein Wasserturm.


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Der knapp 30 Meter hohe Wasserturm ist ein weithin sichtbares Denkmal der Bahngeschichte. Äußerlich wieder hergerichtet, verrät er die Besonderheit des Wasserbehälters im Innern nicht:

Der Ingenieur Otto Intze hatte ein Prinzip entwickelt, vertikal wirkende Kräfte auszuschalten. Ein Prinzip, das um 1900 nicht nur für Wasserbehälter, sondern auch für Talsperren verwendet wurde. Um den seitlichen Druck auf die Umhüllung aufzulösen, wird der Boden des Wasserbehälters nach innen gewölbt, die Auflage im Bauwerk erfolgt vom Rand eingezogen. Dadurch konnte die Ummauerung des Turms schlanker ausgeführt werden.


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Bei Talsperren wurden die Staumauern mit einer keilförmigen Anschüttung auf der Wasserseite stabilisiert. 12 Talsperren in Deutschland hat Intze selbst nach diesem Prinzip gebaut.

Görlitzer Bahn
Der "Eisenbahnkönig" Bethel Henry Strousberg entwickelte in den 1860er Jahren die Strecke der Görlitzer Bahn. Vom Görlitzer Bahnhof in Kreuzberg führte sie über Cottbus bis zu ihrem Ziel in der Oberlausitz. In Schöneweide wurden ein Haltepunkt für Personenzüge und ein Rangierbahnhof angelegt. Mit dem Aushub des Teltowkanals und Britzer Zweigkanals konnten die ebenerdigen Anlagen nach 1900 auf einen Damm hochgelegt werden. Ein neues Bahnbetriebswerk übernahm die Funktion des Rangierbahnhofs, in den 1920er Jahren folgte ein Reichsbahnausbesserungswerk auf der anderen Seite der Bahntrasse.

Die rasante Entwicklung des Bahnverkehrs während der industriellen Revolution und das Brachliegen von Bahnanlagen während der Teilung Berlins sind Geschichte. Das Bahnbetriebswerk Schöneweide war bis 1994 in Betrieb, dann war der Güterverkehr auf der Schiene massiv eingebrochen, der Güterbahnhof musste wie andere Berliner Güterbahnhöfe schließen.

Die ersten 800 Meter der Bahntrasse südlich des Betriebswerks wurden zum Park "Gleislinse" ausgebaut. Mithilfe des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ konnte das Betriebswerk selbst als Beispiel der historischen Eisenbahn- und Industriekultur erhalten werden. Um die Pflege des Werks und der historischen Züge und Dampfloks kümmern sich ehrenamtliche "Pufferküsser" im Verein Dampflokfreunde Berlin.
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Weitere Ziele am Denkmaltag 2023:
> ICC - Internationales Congress Centrum: Raumschiff voller Energie
> Roxy Filmpalast in Friedenau: Ein Glanzpunkt für Friedenau
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Mit einem Seufzer
Freibier für einen Haifisch