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Schiffbau am Schiffbauerdamm


Stadtteil: Mitte
Bereich: Friedrich-Wilhelm-Stadt
Stadtplanaufruf: Berlin, Schiffbauerdamm
Datum: 13.September 2015
Bericht Nr.: 522c

Der "Schiffbauerdamm" in Mitte verweist - genau wie die "Werftstraße" in Moabit - auf vergangene Zeiten des Schiffsbaus in Berlin. Die Kurbrandenburgische Marine hatte1680 an der Dorotheenstraße eine Werft eingerichtet, auf der nur Schiffsrümpfe hergestellt werden konnten, die in Hamburg aufgetakelt und ausgerüstet wurden. Havel und Elbe waren nicht zuverlässig schiffbar, deswegen mussten die teilfertigen Boote auf Schwimmkörpern zur Nordsee gebracht werden. Die Produktion in Berlin wurde deshalb bald eingestellt, nur die Brandenburgische Admiralität blieb in Berlin.

Mit seiner Werft am Schiffbauerdamm war Johann Koepjohann offensichtlich sehr viel erfolgreicher, vor 200 Jahren ist er damit reich geworden. Eigentlich hieß er Friedrich und nicht Johann mit Vornamen, aber die Symmetrie im Sprachklang von Vor- und Nachname verführte ihn zur (inoffiziellen) Namensänderung. Sein Vermögen legte er in Ländereien an und schuf daraus - kinderlos und verwitwet - zum Ende seines Lebens eine Stiftung "zum Wohle der Witwen und Waisen". Deren gemeinschaftliche Leitung legte er in kirchliche und weltliche Hände und sicherte damit weit blickend bis heute das Vermögen. Für den Bau der Stadtbahn an der Friedrichstraße und für die zu schaffende Albrechtstraße trat er Land an die Stadt ab. Auch das Grundstück, auf dem heute der Friedrichstadtpalast steht, gab er vorübergehend zur Nutzung an Preußen, und bekam es nie zurück. An der Sophienkirche ruht Koepjohann unter einem mehr als 3 Meter hohen Grabmal, ein Engel und eine Putte mit verhülltem Haupt tragen eine Inschriftentafel, der Sockel ist mit einem Trauerbehang verhängt. Kurz vor 1800 wurde er hier begraben.

Zum Stiftungsvermögen gehört heute noch das prominente Eckhaus Schiffbauerdamm / Albrechtstraße und angrenzend in der Albrechtstraße ein in Backsteinoptik umbauter Innenhof mit Gartenanlage und Brunnen. Im Eckhaus sitzt die von Bonn nach Berlin emigrierte "StÄV" (Ständige Vertretung). Letztlich hat wohl niemand dem anfangs gegen den Berlin-Umzug agitierenden Inhaber die Kehrtwendung übel genommen, dass er selbst dem Politiker-Tross hinterherzog und das Rheinland an die Spree brachte. Das Haus hat eine architektonische Besonderheit: Hinter der Neorenaissance-Fassade öffnet sich ein Vestibül mit Jugendstildarstellungen. Die Überraschung ist perfekt, wenn man zum Hof durchgeht, hier folgt wohlüberlegt der nächste „Stilbruch“: Die Hofseite ist aus Backstein gemauert, sie ist Teil des umbauten Koepjohann-Hofensembles. Kurt Berndt - der in Berlin durch die Hackeschen Höfe und andere Industriehöfe bekannt ist - hat diesen erstaunlichen Eckbau mit so unterschiedlichen Stilelementen geschaffen.

Die Rückseite des Wohnhauses in der Albrechtstraße 15 grenzt direkt an die Rückseite des Berliner Ensembles von Bertold Brecht an. Denkwürdigerweise wurde das Theatergebäude für Brecht noch etwas durch einen kleinen Anbau in den Koepjohannschen Hof hinein "verlängert", weil - man glaubt es kaum - die Projektionsentfernung im Zuschauerraum nicht für die bühnenfüllende Darstellung von Filmen ausreichte. Eigentlich sollte man meinen, dass so ein Problem durch die Objektivtechnik gelöst werden könnte. Die "Filmkabine" gibt es immer noch, der Außenputz bröckelt, aber der Denkmalschutz will sich der Sache annehmen.

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DENKMALTAG
Am Denkmaltag 2015 habe ich drei ganz unterschiedliche Ziele besucht. Die beiden anderen sind
> die Martin-Luther-Gedächtniskirche in Mariendorf und
> die Mohrenkolonnaden.
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