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Vorne Wellen, hinten Weltstadt


Stadtteil: Lichtenberg
Bereich: Rummelsburger Bucht
Stadtplanaufruf: Berlin, Zillepromenade
Datum: 19. Mai 2003

Die Geschichte dieser Homepage begann mit einer Rundmail an mehrere Freunde im Mai 2003:

"Ein Zweizeiler am Montag mit einem Bild aus Berlin - das könnte jetzt öfter kommen. Hier unser heutiges Ziel: Bungeejumping am Bahnhof Ostkreuz - man muss dafür nicht mehr nach Neuseeland fahren. Leider regnet es heute - niemand hangelt im SportsPark. Also folgen wir dem Ufer des Rummelsburger Sees, vorbei am Gefängnis, das auch Honnecker kurze Zeit beherbergt hat. Am Horizont blinkt der Fernsehturm."

Danach wurden meine Texte immer ausführlicher und die Zahl der Bilder stieg mit der Übertragungsgeschwindigkeit der Internetverbindung. Seit Dezember 2007 ist die Website im Netz, neben den neuesten Berichten überarbeite ich nach und nach die alten Mails. Meine Ergänzungen zu dieser kürzesten alle Flaniermails habe ich hier aufgeschrieben:

In der Rummelsburger Bucht wurde 1867 Agfa als "Gesellschaft für Anilinfabrikation" gegründet, und hier hat Paul Schlack 1938 das Perlon erfunden. Die Nazis sahen diesen Faden als kriegswichtiges Material an und hielten die Erfindung geheim, begannen aber selbst mit der Produktion.

Kurfürst Friedrich III. ließ in der Rummelsburger Bucht 1697 - also drei Jahre vor seiner Krönung zum König Friedrich I. in Preußen - das Große Friedrichswaisenhaus erbauen.

Und auch finstere Geschichte ist hier durch ein Baudenkmal gegenwärtig: Der Berliner Stadtbaurat Hermann Blankenstein, der uns als Markthallenarchitekt geläufig ist, baute 1877 hier ein preußisches Arbeitshaus, einen roten Backsteinbau, der architektonisch als bedeutender Sozialbau gilt. Dem Zeitgeist entsprechend wurden hier Arbeitslose, Dirnen, Kuppler und Betrüger zur Einübung von Arbeitstugenden und zur Abschreckung und Disziplinierung verwahrt. Das preußische Strafgesetzbuch von 1781 machte es möglich, "Asozialität" (Betteln, Landstreicherei, Gewerbsunzucht, Arbeitsscheuheit, Trunk- oder Spielsucht, Müßiggang) entsprechend zu bestrafen. Die Konzentrationslager der Nazis ("Arbeit macht frei") waren die schlimmste vorstellbare Perversion dieses unheilvollen Gedankens. In der Bundesrepublik wurde erst 1969 die Unterbringung im Arbeitshaus als Strafmaßnahme abgeschafft.

Das Arbeitshaus wurde im Dritten Reich zur Unterbringung von Homosexuellen und "psychisch Abwegigen" genutzt. Die DDR-Volkspolizei machte eine Haftanstalt daraus, die bei ihrer Schließung 1990 rund 300 Insassen hatte. Auch der entmachtete DDR-Staatschef Erich Honecker musste 1990 eine Nacht in Rummelsburg verbringen.
Nach der Wende ist die Rummelsburger Bucht ein Stadtentwicklungsprojekt geworden. Unter Einbeziehung der historischen Bausubstanz sind viertausend Wohnungen hier geplant, aus dem ehemaligen Arbeitshaus soll der "Berlin Campus" mit einem Seehotel werden. Daher der anspruchsvolle Slogan "Vorne Wellen, hinten Weltstadt", der offensichtlich auf Tucholskys Berlin-Gedicht "Das Ideal" ("Vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße") zurückgeht. Mit der Weltstadt muss das hier noch ein bisschen warten, die Infrastruktur an der Hauptstraße ist noch nicht so recht entwickelt.

Und da mehrere Bilder vom Klettern in luftiger Höhe dabei sind, will ich hier noch eine Information über den "SportsPark" anhängen, ein Ferientipp von berlin.de:

"Nervenkitzel im Hochseilgarten
Der Spaß ist nur etwas für Mutige und Schwindelfreie: Im "TeamVenture SportsPark" geht es in luftige Höhen. Doch die, die sich hinauf trauen, werden mit mächtig Spaß und Nervenkitzel belohnt. In der Rummelsburger Bucht steht direkt am Wasser der größte Hochseilgarten Berlins. Mit über 20 Elementen zählt der ausgetüftelte, luftige Parcours zugleich zu den größten Deutschlands. Der individuellen Abenteuerlust oder auch der im Team sind beim Hochseil-Kraxel-Erlebnis kaum Grenzen gesetzt."

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Mehr zur Rummelsburger Bucht: Rummelsburger Bucht

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