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Bewegung aus dem fahrenden Auto heraus


Stadtteil: Charlottenburg
Bereich: Ernst-Reuter-Platz, Technische Universität
Stadtplanaufruf: Berlin, Ernst-Reuter-Platz
Datum: 18. Juni 2008

Wie oft bin ich um den Ernst-Reuter-Platz herum gefahren, ohne die gärtnerisch gestaltete Mittelinsel zu bemerken oder "die Gebäudeanordnung als Bewegung aus dem fahrenden Auto heraus zu erleben" , wie Wikipedia.de schreibt. Am besten erkennt man wohl aus einem der Hochhäuser am Platz die Konzeption der Nachkriegsmoderne, einen freien, nicht geschlossenen Platz zu entwickeln, um den herum die individuellen Gebäude einem Gesamtplan folgend ausgerichtet sind. Als Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer erlebt man nur einen vom Verkehr durchströmten Straßenkreis, das entsprach dem damaligen Leitbild der "autogerechten Stadt".

Der Platz in seiner heutigen kreisrunden Form wurde in den 1950er Jahren angelegt. Die ausgebauten Ost-West-Achse vom Brandenburger Tor zum Kaiserdamm war von den "Germania"-Planungen der Nationalsozialisten übrig geblieben. Die anderen Straßen wie Hardenbergstraße oder Otto-Suhr-Allee mussten erst hingebogen werden, um im richtigen Winkel auf den Kreis zu treffen. Die Mittelinsel teilte man in mehrere Quadrate auf, die bepflanzt oder mit Springbrunnen versehen wurden. Über die Wirkungen dieser Gestaltung fragte man sich beim Denkmalstag 2006: "Warum scheinen die "Rosen, Rasen und Rabatten" des Savignyplatzes so viel einladender als die Wasserspiele des Ernst-Reuter-Platzes? Lässt sich die Funktion eines Verkehrsknotenpunktes samt umgebender Bürobebauung mit den Aufenthaltsqualitäten eines Stadtplatzes in einem Wohnbereich vergleichen?"

Eine Antwort ist sicher die Abschottung des Platzes durch den Verkehr und der versteckte Zugang, der nur durch einen aus dem U-Bahnhof abzweigenden Tunnel führt, wenn man nicht beim Überqueren der Straße von den Autos gejagt werden will.

Schon bei der Nachkriegsplanung für den Ernst-Reuter-Platz (damals noch "Knie") stand dem Städteplaner Hermkes der Neubau des Hüttenbauinstituts im Wege. Hermkes hatte anstelle der in Berlin üblichen Blockrandbebauung (die Gebäude sind entlang der Straße angeordnet) ein Raster entworfen, in dem die Gebäude unabhängig vom Straßenverlauf parallel oder im rechten Winkel zueinander angeordnet sind. Das Hüttenbauinstitut störte diesen Plan mit seiner Diagonale. Fast hätte bei der denkmalpflegerischen Sanierung nach der Wende Hermkes doch noch über seinen Widersacher Willy Kreuer triumphiert, das Institutsgebäude sollte abgerissen werden. Statt dessen wird es jetzt saniert und bis zum letzten Einrichtungsgegenstand originalgetreu wiederhergestellt.

Das Knie hieß deshalb Knie, weil die vom Landesherrn gewünschte Straße zwischen seinem Stadtschloss in Mitte und dem Schloss Lietzow (Charlottenburg) nicht in einer geraden Linie verläuft, sondern hier abgewinkelt ist.

Der Platz wurde wenige Tage nach dem Tod Ernst Reuters 1953 umbenannt, um den Regierenden Bürgermeister und engagierten Kämpfer für die Freiheit der politisch eingeschlossenen Stadt ("Bürger der Welt, schaut auf diese Stadt") zu ehren. Am Rande des Platzes steht die 10 Jahre später errichtete Bronzeplastik "Die Flamme" von Bernhard Heiliger.

Von hier aus sind es nur ein paar Schritte zu einer grünen Oase im Stil eines Landschaftsgartens. Dort, wo Flachbau und Hochhaus der Architekturfakultät rechtwinklig aufeinandertreffen, hat die Gartenarchitektin Herta Hammerbacher (seinerzeit Leiterin des Gartenbauinstituts der TU) in die Betonelemente einen fast expressionistischen Garten eingefügt, der inzwischen nach jahrelanger Vernachlässigung nach dem historischen Pflanzplan wieder hergestellt wurde. Dabei wurden auch Pflanzen, von denen sich herausgestellt hatte, dass sie für diesen Ort nicht geeignet sind, erneuert - ein Dilemma der Denkmalpflege, wie weit man sich von dem ursprünglichen Bauzustand entfernen darf.

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